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Der Raabschied – Das Ende einer Fernseh-Ära

Es war die Nachricht der Woche und vielleicht sogar die Mediennachricht des Jahres: Stefan Raab hat keine Lust mehr und hängt die Entertainer-Schuhe an den Nagel. Am Ende wirkte seine Show „TV Total“ häufig lieb- und ideenlos, dennoch hat Raab das deutsche Fernsehen revolutioniert und hinterlässt bleibende Eindrücke.

Im nächsten Jahr wird Stefan Raab 50 Jahre alt. Bereits 1998 sagte er in einem Interview mit “Spiegel TV”: “Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit 50 noch Fernsehen mache.” In dieser Woche hat er seine Prognose wahr gemacht

Raabs Anfänge im TV wirkten fast anarchistisch. In seinem Ministudio beim Musiksender Viva begrüßte er Prominente wie Hans Meiser und spielte ihnen etwas auf der Ukulele vor. Ein Zuschauer guckte dabei dem Treiben aus einem Loch in der Wand zu. Mit schrillen Klamotten bekleidet und einem Mikrofon bewaffnet zog er durch die Fußgängerzonen und stellte Passanten dumme Fragen. Stefan Raab war ein Rebell. Er traute sich Dinge zu sagen, die fies und politisch inkorrekt waren – aber auch unglaublich lustig. Doch nur selten griff Raab wirklich daneben, so z.B. als er sich über den Namen der erst 16jährigen Schülerin Lisa Loch lustig machte und das Mädchen vor der gesamten Fernsehnation blamierte. Raab musste schließlich Schadensersatz zahlen. Auch wenn es um sein eigenes Privatleben ging, verstand Stefan Raab keinen Spaß. Raabs Anwälte verklagten jeden Journalisten, der es wagte, Privates über den Moderator zu veröffentlichen. Als der Focus im Jahr 2010 ein Porträt über Raab veröffentlichte, setzte Raab eine Gegendarstellung in 20 Punkten durch, in der unter anderem stand, dass das Foto auf S.166 nicht sein Mettbrötchen sei.

Dann wechselte Raab zu Pro 7 und bekam dort alle Möglichkeiten seine Kreativität zu entfalten und erschuf Erfolge aus dem Nichts: Die „Ö La Palöma Boys“, ein „Maschendrahtzaun“ und Bundeskanzler Gerhard Schröder stürmten die Charts, ein Wok wurde zum Sportgerät, Castingshows brachten erfolgreiche Musiker wie Stefanie Heinzmann und Max Mutzke hervor, die Deutschen hatten wieder Spaß am ESC, den Lena Meyer-Landrut dank Raab gewinnen konnte und Dank seiner Verbissenheit und seinem unbändigen Siegeswillen bewies Stefan Raab, dass die große Samstagsabendunterhaltung doch noch nicht tot war. Und selbst als Polittalker versuchte sich Raab vor der letzten Bundestagswahl.

Doch auch Raab musste irgendwann feststellen, dass das TV Leben für ihn nicht nur Höhepunkte bereithielt. Immer weniger Zuschauer schalteten bei „TV Total“ ein, Raab wirkte immer häufiger müde und lustlos. Und gemeinsam mit Raab ist auch sein Publikum gealtert. Die jungen Zuschauer gucken inzwischen lieber Joko und Klaas. Und auch Raabs andere Shows nutzen sich irgendwann ab. Egal ob Autoball, Stock-Car-Crash-Challenge, Wok-WM oder Turmspringen: Joey Kelly und Raab-Sidekick Elton waren immer am Start und am Ende lief „One Moment In Time“ von Whitney Houston. Der Zeitpunkt für Stefan Raabs Abgang wirkte überfällig, denn Raab hatte seinen Zenit längst überschritten.

Wird es eine Rückkehr von Stefan Raab ins Fernsehen geben? Wahrscheinlich ist das nicht, denn eine herausragende Tugend von Raab war immer die Konsequenz, mit der er Dinge anpackte. Es ist also anzunehmen, dass er seine TV-Abstinenz lange durchhalten wird. Aber als Familienvater, Komponist, Produzent und sogar Miterfinder eines Duschkopfes wird er sich bestimmt nicht langweilen.

Wir sagen Danke für 16 Jahre großartige Fernsehunterhaltung und möchten hier noch einige Raab-Höhepunkte zeigen:





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