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Jenseits der Gewissheit

Christen glauben an die Auferstehung, bei der unser Körper eine neue, vollkommene Form annimmt und so am ewigen Leben Jesu teilhat. Diese Vorstellung setzt voraus, dass die Seele des Menschen unsterblich ist. Die Begriffe Himmel und Hölle spielen hierbei eine wichtige Rolle. Doch diese Orte sind nur mit Gleichnissen zu beschreiben, aus denen man einzig die jeweiligen Bewusstseinszustände herzuleiten vermag. Im Himmel wartet ein Leben mit Gott auf uns. Es ist von Versöhnung, Freiheit, Liebe und Gerechtigkeit, davon, dass die Tränen an diesem Ort vom Lachen der Kinder Gottes abgewischt werden, die Rede. Alles in allem sind wir dort nicht allein, sondern genießen ein Dasein mit Gottes Liebe in Frieden nach seinen Geboten. Die Hölle wird dagegen als eine Art Mahnung vor einem tödlichen Leben ohne Gott und seine Liebe und Gerechtigkeit verstanden, sofern das Dasein auf Erden geprägt ist von Egoismus und der Gier nach Geld und Macht. Dieser Ort ist besetzt mit Menschen, die nicht lieben können oder wollen, und dazu verdammt sind, ein Leben in Unzufriedenheit und vollkommener Verlassenheit zu führen.

Was erwartet uns nach dem Tod?

Laut der römisch-katholischen Lehre landen die Menschen nach ihrem Tod im Fegefeuer, wo sie für ihre Sünden büßen und von ihnen gereinigt werden, ehe sie in das vollkommene Himmelreich eintreten. Gebete von Angehörigen sollen diese qualvolle Zeit verkürzen. Doch wer vor seinem Ableben eine begangene Todsünde nicht bereut hat, wird zur ewigen Strafe in der Hölle verurteilt. Indessen lehnen die evangelischen Christen diesen Grundgedanken ab. Sie glauben nicht an einen richtenden, sprich verurteilenden oder belohnenden, sondern an einen liebenden Gott, der Sünden verzeiht und alle Menschen gleichstark liebt, weil Jesus am Kreuz bereits für die Sünden aller gebüßt hat. Dabei gilt es für uns nur, Reue zu zeigen und an Gottes Liebe zu glauben, sodass jeder zu seinen Fehlern stehen kann wie auch zu seinen guten Taten und Erfolgen.

Michelangelo: Die Verdammten werden in die Hölle gestürzt. (Ausschnitt: Das Jüngste Gericht), 1536–1541

Luther geht nach seinem Turmerlebnis soweit, die Frage, ob Himmel oder Hölle mit „sola gratia“ zu begründen. Allein die Gnade Gottes entscheidet darüber, wer sie erlangt und in das Himmelreich eintreten darf, und wer nicht. Es ist wie bei dem Faltspiel „Himmel und Hölle“: Die Zahl, die du dir vorher aussuchst, und die Art, wie der Falter das Spiel hält, entscheidet darüber, ob du Glück hast oder nicht. Dein „Schicksal“ ist vorbestimmt und du hast keinen richtigen Einfluss darauf. Genauso wenig beeinflusst auch die Anzahl der Sünden und die der guten Taten eines Menschen die Gnade Gottes. Man kann bloß auf sie hoffen, an seine Liebe und Barmherzigkeit glauben. Sola fide.

Über die Geschehnisse im Jenseits liefert das Judentum keinen konkreten Begriff. Das Buch Daniel gibt aber erste Hinweise auf ein ewiges Leben bei Gott. Und der Glaube an die Auferstehung von den Toten ist heutzutage auch weit verbreitet. Die orthodoxen Juden glauben an Reinkarnation.

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