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Jenseits der Gewissheit

Islamische Glaubensvorstellungen vom Leben nach dem Tod kreuzen sich teilweise mit denen aus der römisch-katholischen Lehre, radikalisieren und konkretisieren sie in manchen Punkten jedoch, während sie in anderen wiederum sehr stark abweichen.

Das Leben auf Erden ist den Menschen von Gott geschenkt und eine Zeit der Bewährung, es in vollkommener Hingabe zu Allah zu führen. Die Frage nach dem Leben im Paradies oder dem in der Hölle hängt von der Gottesfürchtigkeit und der Anzahl und Gewichtung guter Taten ab. Der Glaube an ein Leben nach dem Tod soll den Menschen dazu veranlassen, fromm zu leben und sich von Sünden fernzuhalten.

Stark betont werden im Islam die Unausweichlichkeit des Todes und die Trennung von Körper und Seele; der Körper, der durch seine äußere Form das Leben auf der Erde ermöglicht, aber stirbt und verwest, und die Seele, die unsterblich ist.

Tägliches Gebet und völlige Hingabe zu Gott.

Zur Stunde des Todes erscheint der Todesengel, um die Seele vom Körper zu trennen und zu einem Zwischengericht im Himmel zu bringen. Hat der Mensch ein gottgefälliges Leben geführt, wird ihm mitgeteilt, dass ihm alle seine Sünden vergeben sind. Werden seine Taten und sein Glaube von Gott jedoch nicht anerkannt, wird seine Seele am Eintritt in das Himmelreich gehindert und zur Sammelstelle der Verdammten gebracht.

Nach dem Zwischengericht wandert die Seele irgendwann wieder zurück in den Körper des Verstorbenen. Im Grab muss er dann vier Fragen beantworten: wer sein Gott ist, wer sein Prophet, was seine Religion und wohin seine Gebetsrichtung weist. Werden die Fragen richtig, also im Sinne des islamischen Glaubens, beantwortet, erleichtern zwei Engel dem Menschen die nun folgende Periode. Sie sind es auch, die ihm später die Zeit im Paradies verheißen. Ansonsten, bei falscher Beantwortung der Fragen, bereiten ihm zwei andere Engel bereits im Grab unermessliche Qualen.

Nun erfolgt eine Wartezeit, die bis zur Auferstehung am Tag des Jüngsten Gerichts andauert (das für alle Menschen zur selben Zeit, am Ende der Welt, stattfinden wird). Sie erfolgt in einem schlafähnlichem Zustand und wird von den Seelen im Nachhinein als äußerst kurze Zeit empfunden werden.

Bei der Auferstehung wird die Seele dann wieder mit dem Körper vereint, der aus seinen Überresten neu und vollkommen geschaffen sein wird. Hierbei sollte die physikalische Wiedererweckung betont werden: Die Auferstehung beschließt dann den Kreislauf des Lebens und erfolgt nicht nur in Form eines Bewusstseinszustandes, sondern wahrhaftig.

An einem unbestimmten Zeitpunkt folgt dann dieses von moralischem Verfall und Naturkatastrophen begleitetes Gericht über alle Menschen, bei dem Jesus als Ankläger gegen Juden und Christen, Mohammed als Ankläger und Verteidiger aller Menschen auftritt, Allah jedoch letztlich der einzige ist, der das Urteil über jeden einzelnen Menschen fällt, wenn all seine in einem Buch gesammelten Taten verlesen und in einer Waagschale gut und böse gegeneinander aufgewogen werden. Alle Muslime hoffen – wie auch die Christen – hierbei auf die Vergebung der Sünden und Barmherzigkeit ihres Gottes. Aus der christlichen Lehre geht das Jüngste Gericht auch als das Gericht am Weltende hervor, bei dem jedoch der wiedergekehrte Christus als Richter auftritt und nicht Gott.

Um zur muslimischen Vorstellung zurückzukehren, wird ein Engel die Gläubigen nach diesem Gericht über eine Brücke führen, die laut Überlieferung schmaler als ein Haar und schärfer als ein Schwert sein soll. Unter ihr lodern die Flammen des Höllenfeuers. Während die Verurteilten hineinstürzen, können die von ihren Sünden Freigesprochenen die Brücke überqueren und unbeschadet ins Paradies eintreten.

Paradies und Hölle werden im Koran detailliert beschrieben. Zusammenfassend ist die Hölle ein Ort, in dem der Mensch unermesslichen Qualen ausgesetzt ist. Es gibt jedoch Muslime, die darauf hoffen dürfen, nach einer bestimmten Zeit, wenn sie ihre Strafe ausgesessen haben, doch noch ins Paradies eintreten zu können. Dort wiederum „fließt Milch und Honig in Strömen“. Es ist ein Ort des Friedens und der Leichtigkeit, an dem der Mensch nahe bei Gott ist und letztendlich für all die Anstrengungen und Leiden des Lebens belohnt wird.

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