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Speed-Dating zur Bundestagswahl

Ein Date ist eine aufregende Sache. An diesem Abend werde ich gleich sieben haben! Mein erstes Speed-Dating. Doch anstatt mir im Vorfeld Gedanken über mein Outfit zu machen, schweifen mir Gedanken zur abnehmenden Wahlbeteiligung  und zur deutschen Syrienpolitik durch den Kopf. Heute Abend treffe ich Politiker und die wollen nur eins: einen Sitz im deutschen Bundestag.  

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Holger Teuteberg, AfD, 49 Jahre, Berufsschullehrer

Bei einem Date gibt es viele mögliche Fettnäpfchen: Die ganze Zeit vom Ex erzählen, peinliche Komplimente machen, von langweiligen Geschichten berichten, unlustige Witze oder Mundgeruch. Die größte Katastrophe ist jedoch, wenn man jemanden zu einem Date einlädt und dieser jemand gar nicht erst kommt. Dann ist der Frust groß. Ähnlich muss es den sieben Politikern am vergangenen Mittwoch in Strücklingen gegangen sein, als diese vor gähnend leeren Stühlen saßen. Bei gerade mal zehn Besuchern, wobei mindestens 80 erwartet worden waren.  Die Frage nach dem „Was habe ich bloß falsch gemacht?“ dürfte sicherlich einigen durch den Kopf gegangen sein.

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Andre Schäfer, Familienpartei, 32 Jahre, Heilpädagoge

Das Prinzip dieses Abends war denkbar einfach: Es gab verschiedene Tische, an die sich alle 10 Minuten ein anderen Politiker setzten sollte, um sich dann 10 Minuten von den Fragen der Wähler durchlöchern zu lassen. Keine Zeit für gestelzte Formulierungen, kein Reden um den heißen Brei, sondern sofort Klartext und mit den politischen Flirtversuchen den kritischen Wähler für sich überzeugen. Doch dieses System konnte nicht umgesetzt werden, da zu wenig Interessierte an diesem Abend teilnahmen, um alle Tische zu besetzen. So einigte man sich nur einen Tisch zu benutzen, an dem alle Politiker saßen und man so jederzeit jeden Politiker befragen konnte.

Die anwesenden Politiker waren: Gabriele Groneberg (SPD), Peter Friedhoff (FDP), Josef Diersen (Die Grünen), Günter Kreßmann (Die Linke), Heinrich Luhr (Freie Wähler), André Schäfer (Familien Partei) und Holger Teuteberg (Alternative für Deutschland). Nur CDU Direktkandidat Holzenkamp erschien an diesem Abend nicht und schickte auch keinen Vertreter.

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Günter Kreßmann, Die Linke

Was an diesem Abend klar wurde: Selten trifft man noch Leute an, die sich für Politik interessieren. Warum? Das haben die Politiker so ziemlich am besten beantwortet: Zu komplizierte Themen, die die Wähler nicht ansprechen, wie z.B. die von einigen Landwirten ganz heiß diskutierten Biogasanlagen. Politiker, die sich immer weiter von den Wählern entfernen, indem sie sie wahrscheinlich unbewusst gar nicht mehr in die Politik einbinden und oftmals unverständlich reden.

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Gabriele Groneberg, SPD, 57 Jahre, Fremdsprachensekretärin

Das sind wahrscheinlich nur ein paar Gründe, warum die Menschen und vor allem die Jugendlichen kein Interesse mehr an der Politik zeigen. Doch es geht jeden etwas an, wer und vor allem welche Partei gerade die politische Führung im Land übernimmt.  Auf die Frage wie man denn neue potenzielle Wähler ansprechen könne, gab es unter anderem die Meinung von Herrn Luhr : ,,Das Interesse müsse von den Wählern kommen und die Politiker müssen dafür sorgen, dass das Interesse geweckt wird.”

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Peter Friedhoff, FDP, 43 Jahre, Radio- u. Fernsehtechniker

Schnell wurde deutlich wer an diesem Abend umgangssprachlich ” die Hosen an hat” und wer sich manchmal einschüchtern lies. Frau Groneberg antwortete auf die Fragen präzise, schnell und verständlich. Wobei Peter Friedhoff leicht reizbar und provoziert schien, da er sich z.B. bei dem Thema Lebensmittelbetrug (Pferdefleischskandal) angegriffen fühlte, da jemand die Behauptung aufstellte, die Politik würde gegen solche Betrügereien kaum angehen. Deutliche Sympathiepunkte konnten Herr Teuteberg und Herr Luhr mit ihren noch recht unbekannten Parteien ‘Alternative für Deutschland’ und ‘Freie Wähler’ ergattern, in dem sie z.B. die Meinung der Wähler  vertraten und klar sagen konnten, was die Wähler wirklich hören wollen. Die Politiker waren bereit zu allen Fragen eine Antwort zu geben, wie z.B. auf die Frage, wer das TV Duell Merkel vs. Steinbrück gewonnen hat: Sie waren sich einig das Frau Merkel schwach war, aber Herr Steinbrück auch nicht der Gewinner des Abends sei, sondern Herr Raab.

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Politiker Speed-Dating im Strücklinger Hof: Wahlkampf statt Kerzenlicht und Rosenblätter.

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Josef Diersen, GRÜNE, 54 Jahre, Dipl.-Ing. Maschinenbau

Eins blieb am Ende des Abends festzustellen: Man bekam einen guten Einblick von den einzelnen Parteien. Allerdings gab es zwischendurch eine drückende Stille, und die ist immer ein sicheres Indiz dafür, dass die Funken beim ersten Date nicht wirklich übergesprungen sind. In ein paar Tagen steht die Qual der Wahl an. Bei der Partnerwahl kann man sich Zeit lassen, auf den Richtigen warten. Bei der Bundestagswahl steht der Termin: Bis zum 22. September haben die Politiker und Parteien noch genug Zeit, uns mit ihren Versprechen und Wahlprogrammen zu verwirren, uns unschlüssig zu machen oder uns zu überzeugen. Man muss aus dem Angebot wählen, was da ist.

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Heinrich Luhr, Freie Wähler, 60 jahre, Dipl.-Ingenieur Elektrotechnik

Nicht zu wählen und politischer Single zu bleiben ist keine Option. Vielleicht erleichtert es den einen oder anderen, dass hier nicht die Liebe fürs Leben gesucht wird, sondern nur eine Beziehung für 4 Jahre und man somit bei der nächsten Wahl doch eine andere Entscheidung treffen kann, falls es mit dem erst für richtig gehaltenen Partner doch nicht so gute funktioniert hat.  In dieser Zeit muss sich dann zeigen, welche Versprechen auch gehalten werden oder was einfach nur wieder leere Worte waren. Wenn die Politiker die Beziehung zum Wähler ernst nehmen, dann werden sie versuchen den Wähler nicht zu enttäuschen. Und dann entscheidet sich, ob aus der ersten großen Politik Liebe auch eine Liebe fürs Leben wird. Ansonsten wird der vermeintliche Traumpartner ziemlich schnell wieder in die Wüste geschickt und die heißt Oppositionsbank!

Wer sich noch unschlüssig ist, wem er bei der Wahl sein Herz bzw. seine Stimme schenken möchte, dem sei der Wahl-O-Mat empfohlen. Klickt Euch durch den Fragenkatalog und der Wahl-O-Mat verrät Euch, mit welcher Partei ihr die meisten Übereinstimmungen habt.

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