Black Lives Matter – der Kampf gegen Rassismus
Durch die „Black Lives Matter“- Proteste, die in der USA seit dem 26. Mai diesen Jahres aufflammen und inzwischen auch in Europa auftreten, wird das Thema Rassismus wieder mehr in den Fokus gerückt. Immer mehr Leute werden und machen aufmerksam auf die rassistisch orientierte Polizeigewalt, sowie auf den weit verbreiteten Alltagsrassismus in der Welt.
„Black Lives Matter“ – Bürgerkriegszustände in der USA
Die Bewegung selber gibt es schon seit dem Todesfall des Afroamerikaners Eric Garner in 2014, der durch den Würgegriff, den die Polizisten an ihm ausgeführt hatten, um ihm Handschellen anzulegen, getötet wurde. Auch er hat wie George Floyd, dessen Tod die neueren Proteste ausgelöst hatte, den Polizisten mehrfach gesagt, dass er durch den Würgegriff nicht atmen kann. Daher ist Black Lives Matter schon 2014 mit „I can’t breathe!“ auf den Schildern protestieren gegangen. Jedoch ist Eric Garners Tod nicht so öffentlich und viral geworden wie George Floyds, was dafür sorgte, dass sowohl die Bewegung als auch das Problem der Polizeigewalt und des Alltagsrassismus eher subtil im Land blieben, anstatt thematisiert zu werden.
2020 wird die ganze „Black Lives Matter“- Bewegung jedoch beinahe aus dem Nichts zum ersten Mal richtig ins Leben gerufen durch den bereits genannten Mord an George Floyd am 25. Mai; Floyd war kurz vor 20:00 Uhr in einem Laden namens „Cup Foods“ in Minneapolis und bezahlte mit einem 20-Dollar-Schein eine Schachteln Zigaretten. Dieser Dollarschein wurde jedoch im Geschäft für gefälscht gehalten, weswegen die Mitarbeiter, nachdem Floyd sich geweigert hatte, die Schachtel zurückzugeben, die Polizei rufen mussten.
Um 20:08 trafen dann auch schon die ersten zwei Polizisten ein, die an George Floyds Tod beteiligt waren; James Kueng und Thomas Lane. Nachdem er das Aussteigen aus seinem Wagen verweigert hatte, kam es zu einer kurzen Auseinandersetzung zwischen Floyd und den zwei Polizisten, woraufhin diese ihn dennoch auf dem Boden absetzen konnten.
Ernster wurde die Situation, als Floyd begann, sich auf dem Weg zum Polizeiauto zu versteifen und zu Boden fiel, wobei er das erste Mal erwähnte, dass er nicht atmen könne. Dennoch zwangen die Polizisten ihn in den Wagen, während ein zweiter Streifenwagen mit den anderen zwei beteiligten Polizisten ankam, Tou Thau und Derek Chauvin, der das Kommando übernahm.
Als sich die Situation weiter zuspitzte, da George Floyd anfing, den Kopf gegen das Innere des Autos zu schlagen und dementsprechend aus dem Mund blutete, zogen sie ihn wieder aus dem Wagen und fixierten ihn auf dem Boden, woraufhin er kein Widerstand mehr leistete.
Durch das Knie, das ihm in den Nacken gedrückt würde, sowie Druck auf seinen Oberkörper und die Beine durch die Polizisten, starb Floyd einen schmerzhaften, langsamen Tod, nachdem er sogar mehrmals sagte, dass er nicht atmen kann und sterben würde – sogar nachdem ein Passant sie gebeten hatte, von ihm herunterzugehen.
Selbst beim Rufen des Krankenwagens versagten die Polizisten, da sie es nicht als Notfall angaben, obwohl es einer war und jener dann zu spät kam, der dem 46-Jährigen möglicherweise das Leben gerettet haben könnte.
Was ihnen jedoch, anders als bei vorheriger rassistisch
orientierter Polizeigewalt, wie zum Beispiel auch bei Eric Garner, ein Strich
durch die Rechnung machte, war, dass ein Passant das Geschehen aufgenommen,
veröffentlicht und verbreitet hatte – schon am nächsten Tag erlebte die „Black
Lives Matter“- Bewegung einen riesigen Ansturm; es gab in Minneapolis, dem Ort,
wo der Vorfall sich ereignet hatte, sich immer weiter ausweitende
Demonstrationen schon am nächsten Tag, tausende wütende Menschen, die sich für
die Rechte der rechtlich Unterdrückten einsetzten. Immer mehr Fälle von auf
Rassismus basierenden Verbrechen werden durch Black Lives Matter aufgedeckt, so
zum Beispiel der Mord an Breonna Taylor, die am 13. März 2020 bei sich zu Hause
in einem Schusswechsel zwischen ihrem Lebensgefährten und der Polizei mit acht
Schüssen getötet wurde, obwohl der eigentliche Hauptverdächtige sich ganze 15
Kilometer von ihnen entfernt aufhielt. Mit Plakaten auf denen „Say Her Name!“
steht, gingen die Protestierenden ebenfalls für Breonna auf die Straße und lenken
die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf ihre Ermordung. Oder den als
„Notwehr“ abgestempelten Mord von Walter Lamar Scott, der am 4. April 2015 von
dem Polizisten Michael Slager erschossen wurde, als er vor der Fahrkontrolle
floh.
Am 23. August 2020 schoss die Polizei einem Schwarzen in der
Stadt Kenosha im Bundesstaat
Wisconsin mehrfach in den Rücken. Der Fall von Jacob Blake, der schwer
verletzt überlebt hat und wahrscheinlich querschnittsgelähmt bleibt, führte zu
erneuten Unruhen und Protesten und beeinflusst auch den US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen Donald Trump
und Joe Biden.
Über Social Media Plattformen werden mehr und mehr Fälle dieser Art aufgedeckt, öffentlich gemacht und verbreitet, sodass die gesamte Bewegung sich ausbreitet – auch in Europa fingen die Menschen an, sich für die Gleichberechtigung von Farbigen in der Welt einzusetzen und trotz der Gefahr von Corona zu protestieren.
Manche Demonstrationen liefen bereits aus dem Ruder, wo dann unter anderem vandaliert wurde, indem Läden geplündert oder angezündet wurden, besonders auch der Laden in dem Floyd war, bevor er getötet wurde. In ganz extremen Fällen versammelten sich die Protestierenden um Statuen von Leuten, die manchmal Großes geleistet hatten, allerdings aber auch an der Unterdrückung der Ureinwohner Amerikas oder am Sklavenhandel beteiligt waren. Diese werden dann entweder mit Wörtern wie „Racist“ besprüht oder direkt mit vereinter Kraft von dem Sockel entfernt und zum Beispiel in einen anliegenden Fluss geworfen. So wurde zum Beispiel in der Stadt Richmond eine Statue von Christopher Kolumbus gestürzt und in einen Fluss geworfen.
Die Protestierenden zeigen so, dass sie sehr wohl dazu bereit sind, auch physisch einzuschreiten und sich nicht mehr so einfach unterkriegen lassen. Es kommt vor, dass sie Tränengasgranaten, die von der Polizei auf die Demonstrationen geschossen werden, vom Boden aufheben und zu den Polizisten zurückwerfen. Nicht einmal die steigende Gefahr durch den Militäreinsatz gegen die Black-Lives-Matter-Anhänger hielt die Leute davon ab, ihre Meinung weiterhin zu vertreten. In Portland wurden sogar schon friedliche Demonstranten von Sicherheitskräften, die Trump entsandte, in nicht gekennzeichneten Fahrzeugen entführt und auf unbestimmte Zeit festgehalten.
Trotz all den Maßnahmen gegen die Proteste in den USA, inklusive der dort besonders gefährlichen Corona-Pandemie, bleiben die Aktivisten stark bei ihrer Sache, da sie es nun, wo der letzte Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht hatte, nicht so einfach wieder aufgeben und dem Alltagsrassismus eine weitere Chance lassen wollen.
„Black Lives Matter“ in der Welt
Es dauerte nicht lange, bis die Bewegung auch außerhalb der Vereinigten Staaten Anhänger fand – im Internet waren überall Videos zu sehen, die Informationen über den Status in Amerika weitergaben, sodass es einfacher herumkam. In vielen Ländern sprachen betroffene Menschen zu diesem Anlass auch das erste Mal richtig darüber, was sie im Alltag als Farbige über sich ergehen lassen müssen, auch in Ländern wie Deutschland, das im Großen und Ganzen als eins der Länder eingestuft wird, in denen die Gleichberechtigung am ehesten erreicht wird. Auch wird nach langer Zeit, in der es geduldet wurde, auch endlich über den subtileren Rassismus gegenüber Menschen mit asiatischen Wurzeln gesprochen, wo ebenfalls nach und nach mehr ans Licht kommt.
So wird auch in mehr Ländern als den USA auf den Straßen für die Rechte der Schwarzen und gegen Rassismus protestiert. Während man noch nichts davon gehört hat, dass bei anderen Protesten Läden überfallen und angezündet wurden, wurde auf jeden Fall das Beschmieren der Statuen von positiv dargestellten rassistischen Personen übernommen.
Diese Fälle sind bisher unter anderem in Deutschland und auch Großbritannien vorgekommen; die Deutschen beschmierten Bismarcks und die Briten Churchills Statue mit roter Farbe, die so gesprüht wurde, dass es aussah, als ob es Blut war, das jenes Leid darstellte, dass sie über andere Menschen brachten.
Die Menschen, die es nicht auf Demonstrationen selber schafften, spendeten Geld an die Organisationen oder unterschrieben fleißig Petitionen; egal auf welche Variante, die restliche Welt ist zum Großteil mit in diesen Kampf gegen den Rassismus eingetreten.
Alltagsrassismus – Kampf gegen die „Gewohnheit“
Neben dem direkteren, offensichtlichen Rassismus gibt es da auch den sogenannten Alltagsrassismus, der allgemein als etwas subtiler gewertet wird. Doch vielen ist gar nicht so klar, was genau das ist. Aussagen wie, zum Beispiel; „Schwarze müssen einfach etwas kurviger sein, so sind sie gebaut“, „Asiaten sind immer schlauer als alle anderen“, „Du kannst nicht mitmachen, das ist nur für…“ oder schon beleidigender, „Geh in deine Heimat zurück“, fallen unter dem Schema dieser Art des Rassismus. Er beschreibt Situationen, in denen eine Gruppe von Menschen sich an gewisse Aussagen gewöhnt hat, die definitiv als rassistisch gesehen werden können, jedoch innerhalb der Gruppe aus „Gewohnheit“ akzeptiert wird. Solche Leute müssen dann erst ganz klar gezeigt bekommen, dass ihre Aussagen nicht in Ordnung sind.
Auch Witze, die als „Schwarzer Humor“ abgetan werden, sind in der heutigen Zeit nicht mehr angemessen und so zur Gewohnheit geworden, dass manche das sagen, ohne zu wissen, was es eigentlich bedeutet.
„Chinesen essen Katzen und Hunde“ – aber das stimmt gar nicht, zumindest nicht für alle, denn nur die wenigsten essen noch Katze oder Hund; noch schlimmer sind in diesen Fällen die Leute, die Chinesen dafür fertig machen, dass Corona wegen der „exotischen“ Tiere, die sie verspeisen, ausgebrochen war, wobei das Problem eher da lag, dass die Hygienemaßnahmen auf den Märkten nicht gerade die besten Verhältnisse aufwies. Gerade so etwas ist in Deutschland während der Pandemie auch auffällig geworden – das Problem war die Haltung der Tiere, nicht die Auswahl der Tiere, und doch hacken viele darauf herum.
Farbige müssen auch oft erleben, dass Leute ihnen nicht glauben, dass sie in dem Land, um das es geht, geboren sind – sagen wir zum Beispiel Deutschland. Denn es ist noch nicht lange her, dass einer Frau beim Einkaufen vorgeworfen wurde, ihren Ausweis gefälscht zu haben, da sie ja „schwarz“ und deswegen nicht „in Deutschland hätte geboren sein können“, woraufhin die Kassiererin, die diese Aussagen tätigte, sich weigerte, die andere Frau bezahlen zu lassen.
Oder auch, wenn Familien und Freunde, die eine andere Muttersprache als Deutsch teilen, in jener Muttersprache sprechen, Sprüche kommen wie „Sprich Deutsch, du bist hier in Deutschland!“ oder die generelle Aussage, dass manche dann denken, dass die Personen ja „sowieso kein Deutsch sprechen können“.
Auch wenn Leute Dinge sagen, wie „du siehst so exotisch aus!“ und es an und für sich gut meinen, ist das kein richtiges Verhalten mit Farbigen. Sie fühlen sich Erfahrungsberichten nach immer noch außen vor, wenn sie Sachen hören, die klingen wie „du siehst so und so aus – also ganz anders als wir“. Ein positives Zeichen gegen den Alltagsrassismus setzte die Firma Knorr, die ankündigte, zukünftig ihre Paprikasauce nicht mehr als „Zigeunersauce“ zu verkaufen.
Daher ist es ganz wichtig, um den Alltagsrassismus ablegen zu können, zu lernen, Menschen in keiner Art und Weise anders als sich selbst zu benennen, unabhängig ob dies positiv oder negativ gemeint ist. Außerdem muss der Humor, der rassistische Meinungen – wenn auch nur als Witz – vertritt, kritisch hinterfragt und nicht weiter verbreitet werden.
Außerhalb der Probleme, die wir als Einzelperson in die Hand nehmen können, müssen wir als Kollektiv zusammenhalten und die aus der Ferne unterstützen, die ihre Sicherheit und möglicherweise ihr Leben geben, um für ihre Rechte zu protestieren.
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