Den Tod nicht totschweigen
Frage: Inzwischen sind einige Monate vergangen. Gibt es einen Zeitpunkt, an dem man den Tod eines geliebten Menschen akzeptieren kann?
Alina: Den Tod zu akzeptieren ist sehr schwer. Natürlich muss irgendwann jeder sterben, aber das wirklich zu begreifen ist unmöglich. Einem wurde etwas Unersetzliches, unheimlich Wertvolles, genommen. Dieser Zustand, die Sehnsucht danach, ist kaum zu ertragen. Ich denke in diesem Fall kann man auch nicht von Akzeptanz reden.
Reinhard Walter: Irgendwann kann man den Tod schon realisieren, aber die Kluft zwischen realisieren und akzeptieren ist sehr groß. Der Tod ist ein zwangsläufiger Bestandteil unseres Lebens. Es gibt jedoch kaum eine Erkenntnis, die auf der einen Seite so verständlich und logisch erscheint und auf der anderen Seite so schwer zu akzeptieren ist, wenn es einen plötzlich selber betrifft.
Frage: Habt ihr mit der Zeit einen Weg gefunden, mit dem Verlust umzugehen?
Alina: Man kann höchsten versuchen irgendwie mit dem Verlust umzugehen, ihn zu verarbeiten. Am besten gibt man niemandem die Schuld, sondern versucht sich an schöne Erlebnisse mit dem Verstorbenen zu erinnern und ihn damit am Leben zu erhalten. So bleibt er im Herzen immer noch bestehen. Außerdem glaube ich, dass es ganz wichtig ist, nicht zu versuchen den Tod zu verdrängen. Dabei ist es auch nicht schlimm, wenn einem dann manchmal die Tränen in die Augen schießen.
Reinhard Walter: Ich denke, es gibt keinen Königsweg, um den Verlust eines Menschen zu verarbeiten. Es gibt Phasen, in denen man versucht sich abzulenken, in denen man verdrängt, aber es gibt auch Momente, in denen man sehr bewusst und intensiv an die Person denkt und auch bestimmte Momente immer wieder durchlebt. Beide Wege können auf ihre Weise hilfreich und tröstlich sein.
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