Der D-Day – Der Anfang vom Kriegsende
Der sechste Tag dieses Monats ging in die Geschichte ein, als an diesem Tag vor 75 Jahren die Alliierten im Zuge des zweiten Weltkrieges in der Normandie landeten und den Anfang vom Ende des Kriegs besiegelten. Dieser Tag wurde dann als D-Day berühmt. Aber was geschah da vor 78 Jahren, was so gravierend war?
Was genau bedeutet „D-Day“?
„D-Day“ bezeichnet generell einen bestimmten Tag in militärischen Vorgängen, an dem eine größere Operation durchgeführt wird. Dabei wird durch den Begriff nichts über den Inhalt, Ort oder den direkten Zeitpunkt verraten. Einen weiteren Ausdruck dieser Art im Englischen heißt „H-Hour“. Es wird für das Gleiche benutzt wie „D-Day“, nur mit dem Unterschied, dass es um eine bestimmte Stunde geht, an dem diese Operation durchgeführt werden soll; ein deutsches Beispiel, was diesem Schema folgt, ist „Tag X“.
Die erste nachweisliche Nutzung von „D-Day“ und „H-Hour“ war daher nicht im Zweiten Weltkrieg, sondern schon im Ersten vorhanden. Berühmt wurde der Begriff dann aber erst durch die Operation Overlord, für die ganz normal die Bezeichnung „D-Day“ verwendet wurde: Durch ihre große Wirkung und Bedeutung für den weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs blieb dieser Begriff nun für immer mit dieser Schlacht verbunden.
Was passierte bei der Operation Overlord und warum war sie so gravierend?
Zur Zeit des D-Days wütete der zweite Weltkrieg zwischen den Alliierten und den Achsenmächten. In der Normandie, einer nördlichen Region in Frankreich, hatten sich die deutschen Streitkräfte starke Befestigungen aufgebaut. Darunter auch den Atlantikwall der deutschen Wehrmacht, die bis heute größte Befestigungsanlage in der Weltgeschichte. Der Wall war 2.685 Kilometer lang und bestand aus insgesamt 8.119 Bunkern, die die alliierten Soldaten abhalten soll. Die über 13 Millionen Kubikmeter Beton wurden von 300.000 deutschen Soldaten und ca. 290.000 Zwangsarbeitern aufgeschüttet.
Am D-Day waren insgesamt 14 Nationen beteiligt. Die größte Gruppe bildeten die 150.000-190.000 Amerikaner, Briten und Kanadier, inklusive ca. 200 Franzosen. Dies war die größte Landungsarmee der Weltgeschichte. Die Invasion stand unter der oberste Leitung des US-Generals Dwigh Eisenhower. Die alliierten Bodentruppen befehligte der britische Feldmarschall Bernard Montgomery. Die Soldaten, meist sehr junge Männer, fast noch Kinder, die wegen der Wehrpflicht in den Krieg mussten, hatten ungefähr 1.000 Kriegsschiffe, 3.100 Boote und 7.500 Flugzeuge als Unterstützung der Operation. Ihr Ziel war es, die Nazis, die große Teile Europas besetzt hatten, zu schlagen, nachdem eine Operation in Italien nicht den gewünschten Effekt hatte.
Der Wall hielt dieser Armee nach einer erfolgreichen, aber bereits verlustreichen Landung, tatsächlich keine 24 Stunden stand. Jedoch kämpften die deutschen Soldaten den ganzen Tag über erbittert und rissen viele alliierten Soldaten mit sich in den Tod, meist schon während sie noch auf den Booten zur Landung waren oder sich gerade erst im Wasser befanden. Das Wasser am Strand der Normandie färbte sich während des Kampfes blutrot, Soldaten verloren jederzeit ihr Leben oder wurden schwer verwundet. Augenzeugen berichteten dazu von den Sanitätern, die versuchten, sich inmitten des Chaos um die Verwundeten zu kümmern und dabei selber oft in Gefahr kamen. Das Blutbad verschlimmerte sich so sehr, dass die Sanitäter generell nicht mehr hinterherkamen und lebende Soldaten ihre Kameraden selber aus den Wellen zogen und ihnen Morphium-Spritzen, die sie alle mit sich trugen, injizierten.
Ein beteiligter US-Soldat erinnert sich:
„Die Invasion war in vollem Gange. Es war die Hölle. Wenn man das überlebte, konnte man Gott danken. Alles lief ziemlich chaotisch. Von Organisation war nicht mehr viel zu spüren. Jeder kämpfte um sein Leben. Bloß den Strand raufkommen. Weg von dieser offenen Fläche. Die Deutschen schossen mit allem was sie hatten. Überall schlugen Mörsergranaten ein. Ständig wurden unsere Jungs von Gewehr- und MG Feuer getroffen. Manchmal hatte man das Gefühl, das wir niemals den Strand raufkommen.
Gerade noch war dein Kumpel neben dir und zwei Sekunden später lag er schon im Sand. Unten bleiben konnte die Überlebenschance vergrößern. Manche fielen einfach um wie ein nasser Sack. Kein Ton, kein Schrei, einfach umgefallen.“
Doch trotz des Gemetzels, bei denen viele alliierte Soldaten ihr Leben ließen, gelang es ihnen letztendlich, die Deutschen zu schlagen und sich selber dort zu befestigen, sodass mehr und mehr Soldaten an Land gehen konnten, ohne mehr zum Opfer zu verfallen. So war die größte deutsche Verteidigung gefallen und die Operation Overlord geglückt.
Folgen für die Deutschen
Ohne ihre Abwehrmacht in der Normandie waren die Nazis so gut wie verloren. Jetzt hatten sie nicht nur an der Ost-Front gegen Russland schwer einzustecken, sondern auch an der durch den D-Day neu entstandenen West-Front gegen die gelandeten Alliierten. Letztendlich kapitulierte Nazi-Deutschland am 8. Mai 1945 nach der Vernichtung mit Bomben von vielen deutschen Städten und auch durch die Erschöpfung, die die Soldaten als Resultat von den beiden Fronten auf den Schultern trugen. Der Krieg war vorbei.
Die Nachwelt
Es wurden für all die gefallenen Soldaten ein Friedhof in der Normandie errichtet, ein amerikanischer und ein deutscher. Der deutsche Friedhof – oder auch „Friedenspark“ genannt – gilt als lebendiges Zeichen für den Frieden, der dort nun herrscht: Eine Gruppe von Jugendlichen gründete eine Organisation namens „Versöhnung über den Gräbern“, durch die dort in La Cambe das Gelände des deutschen Soldatenfriedhofs mit 1.120 Ahornbäumen bestückt wurde. Diese symbolisieren diesen Frieden, für die der Ort steht. Diese Art von Friedenssymbol übernahmen auch die Sowjets und Polen für die Soldatenfriedhöfe.
Zahlreiche Museen wurden errichtet, an jedem Teil des Strandes, auf dem gelandet wurde. In der Normandie herrscht jedoch Frieden, Kinder spielen dort am Strand im Sand, der vor 75 Jahren noch mit Blut getränkt war. Viele sehen den Kampf, der dort stattgefunden hatte, nur noch als eine Art Show an.
Manche fürchten, dass durch das Versterben der Zeitzeugen, die das Übel des D-Days miterleben mussten, eine Generation des Friedens vergisst, dass ein solches Ereignis nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Sie berichten von Leuten, die sich deutsche Uniformen anzogen und Krieg spielten und dabei dann auch komplett vergaßen, dass es kein Spiel war, da sie eben nur den Frieden kannten.