Der Wolf im Schafspelz
Der wohl eigenartigste Rap-Künstler Deutschlands veröffentlichte am vergangenen Freitag bereits sein zweites Album „D.W.I.S“. Was DCVDNS zu einer vollkommen individualistischen Persönlichkeit macht und wieso man ihn sich wenigstens angeguckt und vor allem angehört haben sollte, möchten wir in diesem Review verdeutlichen.
Ein blonder, junger Mann stolziert am Freitagabend in der Late-Night-Show „TV total“ von Entertainer Stefan Raab die Treppe zum Studio herunter, setzt sich neben Herrn Raab auf die Couch und beginnt in die Kamera zu grinsen. Er stagniert außergewöhnlich lange in dieser Haltung, bildet das „PEACE-Zeichen“ in die Linse. Dann auf einmal die Aussage: „Ach so, die machen hier ‘n Video? Ich dachte die machen nur ‘n Bild.“ Ein solcher Einstieg in eine deutschlandweit ausgestrahlte TV-Show verrät schon einiges über den Humor des gebürtigen Saarländers. Jemand, der seine Brille selber als „Maske“ bezeichnet und mit rotem Pullunder in seinen Videos auftaucht ist dann wohl das genaue Gegenteil eines Mitläufers. Ohnehin, auch der Rap, den DCVDNS (der Name entstand übrigens durch das Schlagen auf eine Computertastatur) an den Tag legt, unterscheidet sich vor allem im Debütalbum „Brille“ von dem anderer. Der Rapper parodiert konsequent die Gesetzmäßigkeiten der Rap-Szene. Das klischeehafte ernste Rappen wird in Tracks wie „23“ oder „Pimp Yannic“ gnadenlos aufs Korn genommen. Das ganze nimmt seit 2008 seinen Lauf. Im Internetportal „YouTube“ fing DCVDNS an, seine ersten Musikvideos hochzuladen, damals noch mit einem anderen Künstler. Zusammen ergaben sie „Die coole Gang“.
Inzwischen verzeichnet sein youtube Channel über 12 Millionen Aufrufe, doch seinem Stil ist der 25-jährige seitdem treu geblieben, mit dem Unterschied, dass er jetzt solo Karriere macht. In Interviews antwortet der Rapper sehr oft irreführend. So liest der Saarländer im Interview über sein neues Album „D.W.I.S.“ mit „rap.de“ als Antworten auf die ihm gestellten Fragen ein Interview des „JUICE-Magazins“ mit Gangsterrapper Massiv vor. Auf die Frage wieso DCVDNS überhaupt rappt, antwortet dieser „meinrap.de“ Iron Maiden wäre der Grund für seine Tätigkeit als Sprechgesangskünstler. Die Untermauerung seines komplett eigenen Charakters kommt nicht zu kurz. Wie im Teaser erwähnt, erschien am 20.09.13 sein neues Album „D.W.I.S“, oder ausgeschrieben „Der Wolf im Schafspelz“. In diversen Interviews, sowie bei „TV total“, gibt DCVDNS an, das erste Album diente zum „Einschleichen“ in die Szene. Nun wird „geschossen“, sagt er. Passend zum Albumtitel soll es wohl so viel heißen, dass sein parodierender, unernster Rapstil damit abgelegt wird und er nun das ernste Rappen ohne wirkliche Tabus beginnt. Jenes wird allein durch sein „Intro“ von „D.W.I.S“ belegt. Dort rappt er darüber, wie er in Interviews angab „weich“ zu sein, nur damit ihm „die Tür geöffnet“ wird. Zum Album selbst möchten wir noch nicht viel sagen, lasst euch, soweit dies noch möglich ist, überraschen und hört einfach mal rein. Es lohnt sich. Abgesehen von seiner „Tourban aus Schaf“-Tour im November und zwei Terminen dieser im September wird DCVDNS am 26.09.13 beim Bundesvision Song Contest live zu sehen sein. Dort wird der in St. Ingbert geborene Rapper das Saarland vertreten. Mit dem Song „Eigentlich sollte Nate Dogg die Hook singen“ versucht der weitgehend monotone Rap-Künstler seine Kontrahenten auszustechen. Dass dies mit der doch sehr spezifischen Subkultur „Rap“ nicht leicht wird, steht wohl außer Frage. Hier interessiert niemanden, wie viele Silben der Reim hat oder wie schnell DCVDNS seine „Lines“ einrappt. Man kann ihm nur viel Glück wünschen.
Was bleibt als Fazit über den rappenden Saarländer zu sagen? Vielleicht, dass er verrückt ist. Vielleicht, dass er zu unprofessionell ist. Doch eines ist er ganz sicher: ein individualistischer und talentierter Rapper. DCVDNS ist eine starke Persönlichkeit und setzt voll und ganz auf seinen Charakter. Dieser junge Mann weiß außerdem wie man sich verkaufen muss und wie man sich interessant macht. Ob es nun Absicht ist oder nicht – DCVDNS macht einfach das, was er will. Und das macht er gut so.