Die bunte Welt um Instagram
Ein warmer Sommerabend, das allbekannte Rosencafé und vier lachende Freundinnen, die ihren Nachmittag ausklingen lassen. Als die Bedienung die vier bestellten Cocktails serviert und eins von den Mädchen, nennen wir sie Josefine, gerade dabei ist, ihren Kiba zu trinken, rufen ihre drei Freundinnen im Chor, sie solle das Getränk sofort wieder abstellen. Wie aus dem Nichts zücken die Mädchen ihre Smartphones und fotografieren die Cocktails von oben, mit dem großen Kirschbaum im Hintergrund und aus allen nur erdenklichen Perspektiven. Während Josefines Gehirnzellen eifrig die wahrgenommenen Worte wie Instagram, Hashtags und Likes zu verknüpfen versucht, kommt sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Welche Hashtags benutzt ihr?“, „Mit wie vielen Likes rechnet ihr?“, „Welchen Filter soll ich nur benutzen?“. Josefine hat keinen blassen Schimmer.
Instagram? Noch nie gehört! Was is’n das bitteschön?
Instagram ist eine Plattform im Internet, auf der jedermann kleine, quadratisch angepasste Fotos – mittlerweile auch Videos – mit der ganzen weiten Welt teilen kann. Besitzt man ein Smartphone, ist es einem möglich, diese Anwendung im App- bzw. Playstore kostenlos zu erlangen. Entwickelt wurde diese Idee der Medienverbreitung von Kevin Systrom und Mike Krieger, die sie am 06. Oktober 2010 den IPhone-Besitzern unter uns zur Verfügung stellten und etwa anderthalb Jahre danach auch denjenigen mit einem Android-System. Kurz danach teilte das Social Network Facebook im April 2012 mit, dass es Instagram für umgerechnet 760 Mio. Euro übernehme. Zu diesem Zeitpunkt hatte Instagram zwölf Mitarbeiter und mehr als 30 Mio. aktive User. Bereits im September 2012 teilte Facebookgründer Mark Zuckerberg mit, dass Instagram über 100 Millionen registrierte User habe.
Und wie genau funktioniert Instagram?
Sobald man sich bei Instagram mit einem frei ausgedachten Nickname registriert und sich ein Profil angelegt hat, kann man schon eifrig damit loslegen, Bilder zu posten. Das gemachte Foto oder alternativ das Video muss dann in einer quadratischen Form zugeschnitten (warum? Siehe Abb. 1) bzw. das Video auf 15sek gekürzt werden, kann mit einem von 19 Filtern (bei Videos mit 15 Filter) plus wahlweise 15 Bilderrahmen bearbeitet und mit sogenannten Hashtags (engl.: hash – #Doppelkreuz; tag – Markierung) kommentiert werden. Hashtags ermöglichen Mitgliedern bei allen möglichen Netzwerken ihre Suche nach relevanten Themen zu erleichtern.
Außerdem kann man den Standort des Bildes anzeigen und andere User markieren. Ist die Aufnahme dann erstmal online, beginnt die Jagd nach Likes und Kommentaren. Andere Mitglieder, die zufällig in der Suchmaschine von Instagram nach dem gleichen Wort, wie zuvor als Hashtag benutzt, suchen, können dieses Bild in der jeweiligen Kategorie finden, mit einem Doppelklick versehen – was so viel bedeutet wie “Hey, das Bild gefällt mir” – und sich unter Umständen auch dazu äußern, indem sie ein Kommentar abgeben. Das gepostete Bild führt gleichzeitig auch zum Erzeuger und damit zu der selbst erstellten Seite. Gefallen einem die Bilder eines bestimmten Instagrammers so sehr, kann man diesen kostenlos abonnieren bzw. folgen. Dadurch sieht man dessen gepostete Bilder sofort im Hauptmenü. Jeder Nutzer verfügt über eine Anzeige seiner bislang hochgeladenen Fotos, seiner persönlichen Abonnenten- und Abozahl.
Interessante Infos für erfahrene Nutzer oder auch “Sprichst du Instagram?”:
Instagrammer: (Abk.: Iger) Ein aktiver User auf Instagram.
SFS: engl.: Shoutout For Shoutout – to shout out – ausrufen
Einige aktive Nutzer streben nach einer großen Abonnentenzahl. Um diese zu erreichen, gibt es sogenannte Shoutouts. Das heißt: Zwei User tun sich zusammen und promoten auf der eigenen Seite den anderen. Sie posten ein Bild vom jeweils anderen, verlinken diesen und verweisen im eigens geschriebenen Kommentar darauf, man solle ihm doch bitte folgen. Die ganzen Abonnenten sehen dann diesen Post im Startmenü, gelangen auf die Seite des verlinkten Nutzers und drücken – je nach Stimmlage – auf den blauen Knopf “Folgen”.
Collab: (eng.: collaboration – Zusammenarbeit) Eine Gemeinschaftsproduktion aus mehreren Instagrammern, die sich dazu ein neues Profil anlegen. Also eine Gemeinschaft verschiedener User, die alle auf der dafür angerichteten Instagramseite Bilder zu einem bestimmten Thema hochladen.
Ghostfollower: Abonnenten, die noch nie ein Bild geliked oder kommentiert haben.
Hashtags: Wörter mit einem Doppelkreuz vorne drangehängt.
Instaghost: Eine kostenpflichtige App, bei der man erkennen kann, welcher User einen entfolgt hat und wie viele Ghostfollower man besitzt. (+ viele weitere Features)
Warum Menschen aktive Instagrammer werden und die verschiedensten Instagram-Typen:
Zunächst muss festgehalten werden, dass sich unter den Menschen auch große Konzerne tummeln genauso wie Stars oder werdende Mütter und ein großer weiterer Teil der restlichen Welt. Unternehmen wie H&M und Co. versuchen auf ihrer Instagramseite durch attraktive Bilder neue Kunden zu werben. Stars pushen ihren Bekanntheitsgrad auf und wollen so viel wie möglich mit ihren Fans agieren. Das waren allerdings erst zwei Nutzungstypen. Hier weitere Beispiele:
1. User, die ausschließlich ihr Essen posten. Sei‘s die selbst hergerichtete Weihnachtsgans oder das Dreigänge-Menü im Lieblingsrestaurant. Ihre Instagramseite könnte glatt einem imaginären Büfett ähneln.
2. User, die jeden Schritt ihres Lebens fotografieren. Angefangen vom Weg zur Schule, das Pausenbrot, das Erledigen der Hausaufgaben und den “ach so coolen” Film, den sie abends gucken werden.
3. User, die ihre Kosmetik, ihre neu gekauften Bücher und ihre Lieblingsklamotten auf einer Blümchenbettdecke fotografieren.
4. Collabs (Erklärung siehe oben), die heiße Jungs mit Six-Packs und hübsche Mädchen mit einer tollen Figur fototechnisch verbreiten.
5. User oder Collabs oder Außerirdische (keiner kennt ihr wahres Gesicht), die nur eine Seite angelegt haben, um anderen Usern möglichst viele Shoutouts zu geben. Man muss allerdings einige Bedingungen erfüllen, um diesen Genuss des Promotens zu erreichen.
6. User oder Außerirdische (einige bezeichnen sie als Spam), die oft ganz merkwürdige Namen haben wie “skjfh__kjs” oder “get_more_friends72901” und den ganzen Tag damit verbringen, andere Mitglieder durch Gefällt mir-Angaben auf sich aufmerksam zu machen und auf ihrer Seite Anleitungen in Quadrat-Form und Links zu Applikationen hinterlassen haben. Diese Anleitungen und Apps dienen dem Erhöhen von Abonnenten.
Es gibt Nutzer, die sind derart darauf fixiert, eine große Followerzahl zu ergattern nur um virtuellen Status zu erlangen. Anderen Nutzern ist es schnurzpiepegal, wie oft ihr Bild kommentiert wurde und wie viele Abonnenten sie tatsächlich haben. Sie wollen stattdessen ihre coolsten, außergewöhnlichsten Lebensabschnitte persönlich festhalten und mit der Welt teilen. Stöbert man ein bisschen in Instagram, kann man demnach die unterschiedlichsten Arten der Instagramnutzung entdecken.
Meine persönlichen Top 3:
Um mal einen kleinen Einblick in die bunte Welt von Instagram zu erhaschen, liste ich hier meine persönlichen drei Lieblinge auf. Jede von ihnen gestaltet ihren Blog auf eine ganz besondere Art und Weise und ich liebe es, ihnen dabei zuzusehen.
- Tamika, ein Mädchen, das bereits mehr als 800 Abonnenten hat. (www.instagram.com/exersighss)
- Anais, ein Mädchen, das scheinbar schon sehr viel erlebt hat. (www.instagram.com/annah_lab)
- Belle, ein Mädchen, das so unglaublich talentiert ist, wenn’s um Blumen geht. (www.instagram.com/just_belle)
Kleine Tipps zum Bekanntwerden auf Instagram:
User bekommen viele Anhänger, indem sie ein bestimmtes Thema durch ihre Bilder durchziehen. Dieser rote Faden wird beispielsweise durch eine gleich gefilterte Farbgebung erzeugt. Oder aber man fotografiert stets das gleiche Format. Es gibt viele Instagrammer, die durch ihre Bilder mit unzähligen Cupcakes oder Häusern aus verschiedenen Ländern tausende von Abonnenten erreicht haben. Wichtig ist auch, auf sich aufmerksam zu machen. Das erreicht man, indem man viele Gefällt-mir-Angaben und Kommentare hinterlässt. Alternativ lässt sich auch das Benutzen von unzähligen Hashtags wie #followforfollow oder #likeforlike hinzuzählen. Das wird aber von vielen Abonnenten nicht gern gesehen, denn das zeigt das unaufhörliche Streben nach Followern noch deutlicher. Bekannt wird man auch durch das Teilnehmen an Contesten bzw. Competitions. Diese werden folgendermaßen unterteilt:
Einfache Shoutouts: (komplette Erklärung oben) User promoten den anderen durch das Hochladen eines Fotos mit der Aufschrift, man solle dem anderen User doch bitte folgen.
Foto-Competition: Mehrere User starten einen Wettbewerb und sprechen ihre Abonnenten durch den Gewinnpreis in Form von Shoutouts und Spam (Das Liken von allen Bildern) an. Bedingungen sind dafür, allen Hosts zu folgen, ein Foto zum gewünschten Thema zu entwerfen und schließlich mit dem eigens angelegten Competition-Hashtag zu taggen. Gibt man zum Beispiel #summercompetition in die Suchzeile ein, findet man alle Bilder, die bei diesem Wettbewerb mitmachen. Die Hosts suchen sich dann vier Finalisten aus, die von ihren Abonnenten bewertet und zu Gewinnern gekürt werden dürfen.
Shoutout-Competition: Mehrere Instagrammer verbünden sich und werben dem möglichen Gewinner damit, von mehreren tausend Usern gesehen zu werden (je nachdem, wie viele Follower die Hosts zusammen gezählt haben). Bedingung dafür ist das Folgen der aufgelisteten Hosts und das Liken mehrerer Bilder. Unter jedes Competition-Bild schreibt man dann ein einfaches ‚done‘ bzw. ‚gemacht‘ oder auch ‚fait‘.
Diese Formen des Promotens werden stetig erneuert und die Ideen der Instagrammer wachsen dauernd an.
Das MUSS gesagt werden:
Auf Instagram sind zurzeit mehr als 130Mio User aktiv.
Sie haben ungefähr 16Mrd Fotos zusammen hochgeladen und liken täglich insgesamt circa 1Mrd mal.
Vor einigen Monaten wurde bekannt gegeben, Instagram vergebe die gesamten Daten inklusive der Fotos und Videos an Dritte. Durch öffentliche Kritik wurden diese erneuerten AGBs jedoch wieder weitgehend auf den alten Stand zurückgesetzt. (Quelle: Wikipedia)
Alternativ kann man auch auf Seiten wie Flickr (eine ansatzweise ähnliche Fotocommunity) oder Snapseed (die beste Fotosharing-App 2011) zurückgreifen, wenn einem der Trubel um Instagram zu groß wird.
Instagram, ein Haufen Lebensfreude an Momenten, ein Hauch Selbstwertgefühl vermischt mit Anerkennung, eine Prise Mitteilungsdrang, ein Spritzer Persönlichkeit. Die perfekte Abwechslung für zwischendurch mit Erfolgsgarantie.