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Unzertrennlich aber teilbar

Schluss machen leicht gemacht

Auch der endgültige Schlussstrich unter der Schrift, die sich Liebesbeziehung nennt, wird mit einem Kugelschreiber des Herstellers Mark Zuckerberg gezogen. Unmissverständlich ausgedrückt, wird wie der Anfang, so auch das Ende einer Beziehung heutzutage via Facebook besiegelt. Schon der Wechsel zum Beziehungsstatus „Es ist kompliziert“ lässt erahnen, dass das einst perfekt erscheinende Liebesglück erste Risse bekommen hat.
Noch vor einigen Jahren gehörte es zum Ehrenkodex jeder Beziehung, dem Partner aufrichtig ins Gesicht zu sagen, dass die gemeinsame Zeit zu einem Ende gekommen ist. Begleitet von Tränen rang man dabei nach Worten, wand sich in Erklärungsversuchen und beteuerte, dass eine Trennung wahrscheinlich wohl das Beste sei. Trotz allen Liebeskummers fühlte man sich anschließend erleichtert, denn man hatte die gemeinsame Zeit wenn auch unverhofft, doch klar und fair zu einem Abschluss gebracht.
Im Facebookzeitalter trifft das Beziehungsende wohl die meisten Beteiligten wie ein Fallbeil. Freut man sich unter der morgendlichen Dusche noch auf das gemeinsame Wochenende mit seinem Schatz, kann es sein, dass der verwunderte Nachbar bereits besser weiß als man selbst, dass das seit Wochen geplante romantische Picknick wohl eher nicht stattfinden wird. Während man dann nämlich nichtsahnend mit einer Tasse Kaffee in der Hand seinen Laptop aufklappt, sagt einem Facebook in klaren und unmissverständlichen Worten, dass der Partner seinen Beziehungsstatus am gestrigen Abend auf „Single“ geändert hat. Als sei dies nicht schon Schock genug, muss man auch noch mit ansehen, dass das 21 Leuten gefällt und potenzielle Nachfolger bereits tröstende Kommentare verfasst haben. Die eigene Profilseite hingegen will immer noch suggerieren, dass die Beziehung mit dem frischgebackenen Ex nach wie vor Bestand hat. Um zumindest den letzten Rest seines Stolzes zu wahren und nicht länger offen zu legen, dass die Beendigung der Beziehung in der Hand des Partners lag, sollte man sich nun wohl dazu nötigen, den eigenen Beziehungsstatus ebenfalls auf Single zu ändern. Unvermeidlich wird man der virtuellen Welt mit diesem Schritt eingestehen, dass man beziehungstechnisch ein Versager ist.

Und scheiß auf „Freunde bleiben“

„Lass uns Freunde bleiben“ ist der wohl meist gehasste Satz, den man am Ende einer Beziehung zu hören bekommt. Dass das in den seltensten Fällen klappt, ist offensichtlicht. Dabei spielt es keine Rolle, ob Facebookpflege Bestandteil der Beziehung war, oder nicht. Doch ist ein Social-Network in jedem Fall nicht der richtige Arzt, um Liebeskummer zu behandeln. Im Gegenteil: Von jetzt auf gleich ist man kein Partner mehr, sondern nur noch Facebook-Freund. Einer von hunderten. Und als solcher darf man sich aus der VIP-Loge anschauen, wie der Ex Partner sein Leben glücklich weiter lebt. Mit wem schließt der Ex neue Freundschaften, auf welche Partys geht er, mit wem macht er zusammen Urlaub? Gnadenlos streut Facebook jeden Tag aufs Neue Salz in offene Beziehungswunde, anstatt sie zu heilen. Würde es helfen den einstigen Partner aus seiner Freundesliste zu entfernen? Möglicherweise. Doch ziehen nur die wenigsten Zurückgewiesenen diese Maßnahme wirklich in Betracht. Schließlich würde man im Anschluss eben nicht mehr wissen, wann der Ex, wo mit wem was unternimmt. Denn man ist und bleibt Facebook Stalker seines Angebeteten. Von dieser wie auch von vielen anderen Tatsachen ist ferner die Bedeutungsverschiebung des Begriffs „Freunde Bleiben“ abzuleiten. Facebook Freunde? Menschen, auf die man sich verlässt, denen man vertraut, die man liebt? Gute Bekannte? Fremde?

All das und noch viel mehr zeigt auf, dass Facebook unser eigenes, ganz privates Leben verändert. Und dabei kratzt es nicht nur an unserer virtuellen Oberfläche, an der Person, die wir im Netz vorgeben zu sein, es gräbt sich bis zum Kern zwischenmenschlicher Beziehungen und beeinflusst unser Liebesleben. Ob uns das gefällt?

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5 Kommentare

  1. Alter; das ist echt genial!
    Respekt

  2. Du triffst es ziemlich genau. Man kann heute nicht mehr mit jemanden zusammen sein ohne es nicht auf facebook bekannt zu geben. Macht man es nicht, heißt es immer ‘ist dir das peinlich?’…andereseits bin ich ja auch stolz so einen tollen Freund zu haben…also ich kann damit leben

  3. Wie wahr! Sehr guter Vergleich mit dem Megaphon! Ich musste mir das direkt bildlich vorstellen 😀 Ich persönlich finde es okay, den Beziehungsstatus preiszugeben, aber ich sehe das nicht so eng, dass das zeitgleich mit dem wirklichem Anfang einer Beziehung geschehen muss. Vielleicht einfach irgendwann, wenn es die engsten Freunde wissen. Aber wirklich guter Artikel!

  4. Ja der Artikel drückt es richtig aus! Hatten so einen Fall im Familienkreis. Mein Bruder hat sich verlobt und den Status gleich bei Facebook geändert. Unser Teil der Familie war auch eingeweiht. Doch der Teil der andere Teil eben nicht. Es kam wie es kommen mußte und der Teil der Familie von der Freundin erfuhr es nicht direkt von den Beteiligten sondern von einer Bekannten, die es bei Facebook gesehen hatte! Das Ende kann sich jeder vorstellen …… Mehr brauch ich glaub ich nciht zu sagen 🙁

  5. Die Geschichte mit dem Megafon ist eine tolle Idee! Und der Bezug sehr gut gelungen 🙂 Gefällt mir 😉

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