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Jenseits der Gewissheit

Vor fünf Jahren schied Hans mit 71 aus dem Leben. Endlich hat Peters Infarkt die langjährigen Kumpanen wieder vereint. Nun sitzen ihre beiden Seelen, augenscheinlich Dunstschwaden, im Himmel beisammen und spielen lauthals über den Nachbarn diffamierend Schach – ganz wie zu Lebzeiten.

Lenkt man seine Aufmerksamkeit in den nächsten von Nebelwänden umzäunten Raum, könnte man die Geschehnisse dort zunächst für ein Naturschauspiel halten: Zwei verschiedenartige Dünste umschleiern sich in wundersamster Weise. Sie bilden immer neue, immer sinnlichere Formen und ganz allmählich ändern sich auch ihre Färbungen. Man mag meinen, dass diese sentimentale Darbietung eine Geschichte erzählen soll: die Geschichte zweier Liebender, die den Tod überwunden und endlich wieder zueinander gefunden haben.

Woanders lässt eine Tochter ihre gerührte Mutter an all dem teilhaben, was sie durch ihren frühen Tod verpasst hat. Mithilfe von Telepathie darf diese nachempfinden, wie ihr Enkelkind eingeschult wird, das Elternhaus verlässt und schließlich eine eigene Familie gründet.

Spricht etwas dagegen, sich das Leben „im Himmel“ so oder so ähnlich vorzustellen? Mit jeder Seele als kleines Wölkchen? Im unendlichen Raum als Paradies? Das Paradies als Wartezimmer und gleichzeitig Zielort, letzte Etappe, als Aufenthalts-/Lebensraum für sich, seine Lieben und all die anderen Seelen, die ihren Körper verlassen haben? Viele Hinterbliebene klammern sich an die Hoffnung, den verlorenen Menschen irgendwo – sei es in ebendiesem Himmel – einmal wiederzutreffen. Diese Aussicht ist in manchem Falle sogar das einzige, was sie am Leben erhält oder zumindest dazu bewegt, ihr Leben weiterzuführen, selbst wenn die Existenz eines Daseins nach dem Tod nicht wissenschaftlich belegt ist und damit für uns als reine Vision Bestand hat. Das Jenseits ist unerforscht und liegt damit vollkommen im Ungewissen. Zwar gibt es eine Reihe an Erfahrungsberichten von Menschen, die Nahtoderfahrungen gemacht haben, doch sagen diese Berichte nur etwas darüber aus, was verschiedene Menschen auf dem Weg an den Ort, an dem sie ihren „Tod verbringen“ werden, erleben oder empfinden, nichts aber über die tatsächliche letzte Station oder darüber, ob es sie überhaupt gibt und ob alle Seelen sie erreichen

Nahtoderfahrung - den eigenen Körper verlassen und ins Jenseits blicken?

Zu den häufigsten Kennzeichen einer Nahtoderfahrung zählen verschiedenste Lichtvisionen, häufig auch am Ende eines Tunnels, eine Beobachtung des eigenen Körpers aus anderer Perspektive (meist aus dem Schwebezustand), Filmabrisse verschiedener Lebenssituationen und eine Begegnung mit bereits verstorbenen Verwandten. Diese Erlebnisse werden von unsäglichen Glücksgefühlen und Enttäuschung über die Rückkehr in den eigenen Körper begleitet. Sie ereignen sich oft beim Herzstillstand, seltener auch ganz spontan oder im Traum. Das Phänomen der Nahtoderfahrung belegen zwar schon älteste Quellen wie der Gilgamesch-Epos, und auch beschäftigt sich die Hirn- und die Sterbeforschung bereits mit diesem Hintergrund, doch ist eine Interpretation naturgemäß umstritten. Sie reicht von esoterischem Fanatismus über eine kritische Abwägung von religiösen Glaubensvorstellungen bis hin zur vollständigen Ablehnung. Doch hat darüber hinaus auch niemand das Vakuum der letzten Dimension bisher betreten und ist im Anschluss zu den Lebenden zurückgekehrt, sodass wir selbst von Nahtoderfahrungen nicht herleiten können, was uns nach dem Tod erwartet. Wir wissen es nicht, doch viele von uns haben eine Idee davon oder schließen sich einer religiösen Glaubensvorstellung an. Im Folgenden könnt ihr euch ein Bild davon verschaffen, was die Weltreligionen über das Leben nach dem Tod zu sagen haben, woran wir glauben sollen.

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