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Kein Hartz IV für Miezekatzen

“Nein, ich will nicht ins Tierheim, ich will noch ein bisschen frei sein.” Denken so die Tiere? Viele Menschen verbinden mit Tierheimen eigesperrte Tiere, die ein trostloses Dasein ohne Freiheit fristen. Doch die Mitarbeiter von Tierheimen arbeiten hart für ihre Schützlinge und das mit sehr knappen finanziellen Mitteln. Wir besuchten Fienchen & Co.im Tierheim in Sedelsberg.

Ich lebe schon ungefähr 3 Monate im Tierheim. Eigentlich bin ich froh ins Tierheim gebracht worden zu sein, denn sonst hätte ich kein Essen, keinen warmen Schlafplatz und ich müsste mich da draußen alleine durchschlagen. Klar könnte ich das, ich bin schließlich eine Katze.

Katzen sind Tiere, die auch in der Wildnis überleben können, aber eigentlich bin ich als Hauskatze aufgewachsen. Gerade deshalb finde ich, dass auch Katzen, genau wie Hunde ein Recht auf einen Platz im Tierheim haben. Denn leider sieht das Gesetz keine Notwendigkeit für Zuschüsse bei Aufnahme einer Katze ins Tierheim. Das habe ich aufgeschnappt, als sich letztens zwei Tierpflegerinnen darüber beschwerten. Sie sagten etwas wie : „Warum gibt es bloß kein Harz IV für unsere armen Miezekatzen?“ Dabei sind Katzen in unserem Tierheim in der Überzahl. 50 Katzen, 6-7 Hunde, 3 Kaninchen mit Babys. Und eigentlich ist nur Platz für 30 Katzen.

Aber die Tierpfleger opfern sich für uns auf. Bis vor kurzem wurden Katzen im Büro untergebracht und viele Pfleger nehmen Katzen mit nach Hause. Vor allem bei den Katzenwelpen ist das ein anstrengender Job. Mindestens 3mal in der Nacht brauchen sie ihr Fläschchen. Generell besteht die Hauptaufgabe eines Tierpflegers aber im Putzen und Reinigen der Gehege. Täglich werden die Katzenzimmer gefegt, gewischt, enthaart und ausgemistet. Das Füttern ist nur eine Kleinigkeit. Zeit fürs Spielen mit den Tieren bleibt da kaum, obwohl sich die Tierpfleger immer bemühen beim Reinigen etwas Zeit für Streicheleinheiten zu opfern. Deswegen ist für uns meistens selber beschäftigen angesagt. Ich als Katze würde nicht sagen, dass ich darunter leide, aber es wäre schon schön, wenn mal jemand mit mir kuscheln würde. Wir haben auch eine Seele. Gerade das ist es, was die meisten Menschen nicht wissen. Erst gestern hat mir mein Katzenmitbewohner seine traurige Geschichte erzählt:

„Ich war auf der Straße geboren und meine Mutter hatte sich wundervoll um mich gekümmert. Doch sie starb schon ein halbes Jahr nach meiner Geburt, also musste ich mich alleine durchschlagen. Das aber nicht sehr lange, denn eine Familie fand mich und nahm mich auf. Das war jedoch nicht gerade ein Glückstreffer, denn die Leute behandelten mich wie eine Sache. Die kleine Tochter spielte mit mir. Sie steckte mich in viel zu enge Kleidchen und frisierte mich. Der Vater fand mich eigentlich total überflüssig und scheute sich auch nicht, mich zu schlagen. Ja eigentlich in jeder Situation bekam ich eins hinter die Ohren. Außerdem glaube ich, dass sich die Familie gar nicht mit Katzen auskannte (oder ihnen war es völlig egal), denn ich bekam nur Schokolade zu fressen. Dann, als die Familie in den Urlaub fahren wollte, steckten sie mich bereits völlig entstellt und abgemagert einfach in einen Sack. Auf den schlug der Mann dann auch noch ein paar Mal ein. Erst wollten sie mich sogar ertränken, doch dazu meinte der Mann nur: „Ach das Benzin, welches wir verschwänden würden um zum See zu fahren, ist das Ding doch gar nicht wert!“ Also schmissen sie mich einfach auf die Straße. Dort blieb ich aber Gott sei Dank nicht lange liegen, denn ich wurde noch am selben Tag von eine Joggerin gefunden und hierher ins Tierheim gebracht.“

Schlimme Vergangenheiten wie diese haben hier viele. Geschlagen und getreten zu werden hinterlässt nicht nur körperlich seine Spuren. Wenn sich Menschen nicht vorher gut überlegen, ob sie sich ein Tier anschaffen, endet das meist in dem traurigen Bild eines Hundes am Laternenpfahl. Und das wünsche ich niemandem auch wenn es sich um einen Hund handelt.

Um solche Schicksale für uns zu verhindern prüfen die Mitarbeiter genau an wen sie uns weitervermitteln. Fragebögen vor der Vermittlung und Kotrollhausbesuche danach helfen dabei. Es wird geguckt, ob der potenzielle Besitzer zum Tier passt. Vor allem in der Vorweihnachtszeit wird genauestens geprüft, denn tatsächlich gab es schon mal den Fall , dass jemand mal ebenso auf die schnelle ein Weihnachtsgeschenk für seine Kinder kaufen wollte. Über so was können unsere Tierpfleger zum Glück nur den Kopf schütteln. „Auch wenn Geld und Zeit knapp sind wollen wir keine Tiere so loswerden“, sagt Frau Schulte unsere Heimleiterin.

Ach ja, da haben wir es wieder, das Geld. Das ist immer knapp. Aber dieses Problem hat wohl fast jedes Tierheim. Wir Katzen werden ausschließlich von Spenden finanziert. Bargeld ist natürlich eine Möglichkeit, aber es wird alles gerne genommen. Vor kurzem hat eine Familie mir einen neuen Ball und eine Decke gespendet. Mit dem spiele ich fast jeden Tag.

Auch der Tierarzt muss bezahlt werden und der kommt bei so vielen Tieren immerhin 2x wöchentlich. Denn trotz der Bemühungen für Desinfektion und Hygiene sind fast 1/3 der Katzen auf der Quarantänestation. Bevor eine Katze ins Tierheim aufgenommen wird, führt der Tierarzt einen Leukosetest durch. Leukose ist eine hoch ansteckende Katzenkrankheit. Ich war zum Glück nicht betroffen, sonst wäre ich auch gar nicht aufgenommen worden. Betroffene Katzen haben kaum eine Überlebenschance.

Man sieht also, der Job eines Tierpflegers ist nicht nur physisch sondern auch psychisch hart am Limit. Gar nicht so einfach und lustig wie es sich einige vielleicht vorstellen. Deshalb ist mithelfen immer erwünscht. Spazieren gehen mit Hunden ist zwar erst ab 16 erlaubt, aber  ihr könnt ja mit mir und meinen Freunden kuscheln wie es die Laurentinews.de- Redakteurinnen bei ihrem zweiten Besuch taten. Unser Schicksal berührt eben immer noch einige Menschen. Und wenn ihr mal einen Tierpfleger fragt, hat er ganz bestimmt  viele packende, traurige Geschichten zu erzählen, aber sicherlich auch von wunderschönen Momenten zu berichten.

Wer das Tierheim Sedelsberg unterstützen möchte, z.B. durch eine Futter- oder Geldspende oder durch ehrenamtliche Mitarbeit, der findet auf der Homepage des Tierheims nähere Informationen.

Artikel und Fotos von Lena Sassen, Jule Thomes und Marie Müller

1 Kommentar

  1. Das ist wirklich schade, dass wir nicht mehr Geld für die Tiere in unserer Gesellschaft übrig haben! Da denken wir immer, wir seien so tierfreundlich und dann fehlt es in Tierheimen an allen möglichen Ecken und Enden. Da kann man von Glück reden, dass es so viele Tierfreund gibt, die spenden und ehrenamtlich mit anpacken!
    Aber auch erschreckend zu hören, was den Tieren immer wieder angetan wird! Das werde ich wohl nie verstehen können…!!!

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