Künstlich wird zur neuen Mode
,, Ich wünsche mir eine gerade Nase, keine breite, sondern eine kleine, zierliche Nase. Eine, die im Gesicht nicht besonders auffällt.“
Was früher noch als Todsünde galt, wird heute zur Normalität: Eitelkeit, die übertriebene Sorge um die eigene körperliche Schönheit. Vor allem Jugendliche legen sich immer häufiger freiwillig unters Messer.
Neue Nase, schmaler Bauch, ein üppiges Dekolleté; immer mehr Menschen wollen sich den Traum vom Traumkörper erfüllen und legen sich für die Schönheit unters Skalpell. Durch das Schönheitsideal der Models auf Werbeplakaten und Magazinen oder Fernsehshows wie Germanys Next Topmodel, in denen man besonders schön sein und genaue Körpermaße erfüllen muss, neigen besonders Jugendliche dazu, sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Und wenn man ehrlich ist, hat jeder einmal Tage, an denen man sich einfach nicht wohl fühlt und sich am liebsten im Bett verkriechen möchte. Man weiß nicht, was man anziehen soll und zudem findet man einfach immer eine Stelle am Körper, mit der man nicht zufrieden ist. Doch wenn der Blick im Spiegel schon zur Qual wird und man in Selbsthass versinkt, steht für manche Menschen eine Schönheitsoperation als letzte Hoffnung da.
Im letzten Jahr gab es allein in den USA mehr als 300.000 Brustvergrößerungen. Doch nicht nur Frauen lassen sich unters Messer legen, mittlerweile werden rund 16% der Operationen bei Männern durchgeführt. Der beliebteste Eingriff der Männer ist die Fettabsaugung. Bei Frauen liegt die Brustvergrößerung vorne, gefolgt von der Fettabsaugung und der Liedstraffung.
Der Wunsch nach dem perfekten Körper geht nun auch immer mehr Teenagern nicht mehr aus dem Sinn. Nachdem das Make-up nicht mehr reicht, wünschen sich immer mehr Minderjährige anstatt ein neues Handy oder ein Laptop eine größere Brust zu Weinachten oder zum Geburtstag. Immer wieder finden Mädchen etwas an ihren Freundinnen, was ihnen besser gefällt. Bereits 20 % aller Jugendlichen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren wünschen sich eine Veränderung ihres Körpers, die nur durch eine Schönheitsoperation machbar wäre.
10% der Schönheitsoperationen werden an Jugendlichen vorgenommen
CDU/CSU wollen nun Schönheits-OPs bei Jugendlichen verbieten: Schönheits-OPs von Minderjährigen sollen auf das medizinisch Notwendige reduziert werden. Sie sind der Meinung, dass die Jugendlichen vom Kopf her nicht so weit sind, dass sie die Tragweite einer solchen Entscheidung überblicken können. Ein gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jens Spahn, sagte: ,, Medizinisch nicht notwendige Schönheitsoperationen bei Minderjährigen zu verbieten ist einfach, transparent und unbürokratisch. Es steht zwar nicht im Koalitionsvertrag, aber wenn die SPD da mitmacht, können wir es bald regeln.“
Im Gegensatz gibt es aber auch Minderjährige, die wegen ihres Körpers von anderen Jugendlichen gehänselt werden. Medizinische notwendige und sinnvolle Eingriffe, wie eine Brustverkleinerung bei 12-Jährigen, sollen durchaus erlaubt werden, um das Leid der Kinder zu reduzieren. Die Bundesärztekammer (BÄK) begrüßt das Verbot und meint: “Wir dürfen nicht hinnehmen, dass die Schönheitsindustrie unser Menschenbild definiert.” Der Traum der Kinder sollte nicht sein, später als Unterwäsche-Model auftreten zu können.
Doch wie stehen eigentlich Schönheitschirurgen selber zu diesem kontroversen Thema. Wir konnten Frau Dr. med. Julia Berkei, die als Fachärztin für plastische Schönheitschirurgie in Frankfurt a.M. praktiziert, für ein Interview gewinnen.
laurentinews.de: Stimmt es, dass sich immer mehr junge Menschen einer Schönheitsoperation unterziehen?
Dr. Berkei: Für viele junge Menschen ist das Aussehen schon sehr wichtig. Über Internet, Fernsehen und soziale Medien können Sie sich über diverse Operationen prominenter Vorbilder informieren und sich in diversen Foren über die Eingriffe mit anderen Patienten austauschen.
Was macht einen Menschen attraktiv? Haben Sie ein bestimmtes Schönheitsideal?
Attraktivität ist sehr individuell. Wer sich selbst schön fühlt und dadurch sicher auftritt und strahlt, wirkt oft für seine Mitmenschen attraktiv.
Ab welchem Alter darf man sich einer Schönheitsoperation unterziehen?
Wir operieren Patienten ab dem 18. Lebensjahr.
Was sind ihrer Meinung nach die Gründe, warum vor allem junge Mädchen immer häufiger unzufrieden mit ihrem Äußeren sind?
In Zeitschriften, Fernsehen und Internet werden uns perfekte, oftmals bearbeitete Bilder von jungen Frauen gezeigt. Sich mit diesen Vorbildern zu messen, führt bei vielen jungen Mädchen zu Unsicherheit und Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper
Welche Art der Schönheitsoperationen wird vor allem von jungen Patienten am häufigsten nachgefragt?
Nasenkorrekturen.
Wo liegt die Grenze zwischen normaler Eitelkeit und einem echten psychischen Leidensdruck?
Patienten die unter einem Makel psychisch leiden, denken meist jeden Tag über eine Operation nach, jeder Blick in den Spiegel, jedes Foto das von Ihnen gemacht wird, führt zu Unzufriedenheit und dem Wunsch nach Veränderung.
Haben Sie schon mal einen Patienten wegen abwegiger Wünsche nach Hause geschickt?
Ja, wenn jemand den Wunsch nach übertriebener Veränderung wie z.B. eine „XXL-Brust“ oder eine „Mini-Stupsnase“ hat.
Vermeintliche Schönheitsmakel können einem Gesicht doch auch eine gewisse Persönlichkeit verleihen. Man kann sich Madonna gar nicht ohne Zahnlücke oder Will Smith ohne Segelohren vorstellen. Zerstört eine Schönheitsoperation nicht die Individualität eines Menschen?
Uns geht es nicht darum dle Individualität eines Patienten zu nehmen. Wir wollen nicht dass jeder dieselbe Nase hat oder glatte, charakterlose Gesichter. Die Kunst ist, die Disproportionen zu korrigieren ohne den Patienten grundlegend zu verändern. Wir möchten nur Schönheit betonen.
Wie verhalten sich die Eltern von Kindern, die eine Schönheitsoperation wünschen?
Eltern liebe Ihre Kinder wie sie sind. Sie sorgen sich um die Gesundheit und möchten gleichzeitig dass ihre Kinder glücklich sind. Viele Eltern entschließen sich deshalb nach langer, gründlicher Überlegung ihre Kinder zu unterstützen und Ihnen die bestmöglichste Information und Behandlung zu erhalten.
Wie hoch sind die Risiken einer Schönheitsoperation?
Bei jeder Operation gibt es Risiken für Komplikationen. Über diese klären wir unsere Patienten ausführlich vor der OP auf.
Gibt es Kriterien, an denen ich erkennen kann, dass ein Schönheitschirurg seriös arbeitet?
Wichtig ist eine ausführliche Beratung und Untersuchung, sowie die Mitgliedschaft in der DGPRÄC (Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen)
Würden Sie sagen, dass ein schöner Mensch mehr Chancen auf Erfolg und Beliebtheit im Leben hat?
Es gibt Studien die in diese Richtung hinweisen. Meist sind schöne Menschen aber auch einfach nur selbstsicherer im Auftreten und können Ihre Mitmenschen so eher für sich gewinnen.
In den USA ist eine Brust OP zum 16. Geburtstag keine Seltenheit mehr. Ein Trend, der auch in Deutschland zu erwarten ist?
In Deutschland sind ästhetische Operationen noch nicht so gesellschaftsfähig wie in den USA. Patienten reden ungern über Eingriffe und versuchen sich nach einem Eingriff eher zurück zu ziehen um nicht auf eine OP angesprochen zu werden.
Gibt es neue Trends in der Schönheitschirurgie?
Populär sind minimal-invasive Maßnahmen zur Verschönerung, z.B. Unterspritzungen, Fruchtsäurebehandlungen oder Lasern.
Wie weit würden Sie selbst für die eigene Schönheit gehen?
Wenn ich eine große Hakennase oder keine Brust hätte, würde ich mich über die Möglichkeiten einer OP informieren. Wichtig: man sollte mehrere Beratungsgespräche bei verschiedenen Ärzten machen bevor man sich zur OP entscheidet!
In Deutschland wird immer wieder von der Politik ein gesetzliches Verbot von ästhetischen Operationen bei Jugendlichen gefordert. Halten Sie so ein Gesetz für sinnvoll?
Operationen wie z.B. eine Brustvergrößerung oder Fettabsaugung macht vor dem 18. Lebensjahr keinen Sinn. Eine Otopexie, also das Anlegen von abstehenden Ohren ist auch schon im Vorschulalter möglich. So kann man dem Kind jahrelange Hänseleien ersparen.
Sie reisen für zwei Wochen im Jahr nach Myanmar, um entstellten Kindern ein besseres Leben zu geben. Was bedeutet für Sie dieser Einsatz?
Kindern zu helfen besser leben zu können, auch ohne durch ihr Aussehen von der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden, ist sehr erfüllend. Hier kann man wirklich noch mit einer kleinen, guten Tat ein ganzes Leben verändern. Die Freude und Dankbarkeit der Menschen dort ist die größte Belohnung.
Denken Sie manchmal bei ihrem Aufenthalt in Myanmar daran, dass wir in Deutschland sehr oft auf hohem Niveau klagen?
Die Frage drängt sich jedem Teilnehmer unserer Reise auf. Die Gegensätze sind groß. Wichtig ist, dass wir regelmäßig helfen- das kann auch im eigenen Land z.B. bei der Unterstützung von Kindern aus sozial schwachen Familien geschehen.
Schon als Schüler kann man Kleidung, Bücher, Spielzeug etc. abgeben.
Wir denken es ist die Aufgabe jedes verantwortungsbewussten Menschen, Schwächeren, Kranken und sozial schwachen Menschen zu helfen.
Wir danken Ihnen sehr herzlich für die Beantwortung unserer Fragen und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg und Freude bei der Ausübung ihres Berufs.
Immer mehr Jugendliche… genau das finde ich nicht gut. Ich finde es sollte verboten werden sich als Minderjährige unters Messer zu legen, auch wenn die Eltern ihr Einverständnis geben.