mRNA Impfstoff – die Impfrevolution
Zum ersten Mal überhaupt wird seit dieser Woche in Deutschland ein mRNA Impfstoff zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eingesetzt. Doch die Skepsis ist groß. Was macht dieser Impfstoff in unseren Zellen? Was ist mRNA eigentlich? Werden wir umprogrammiert? Wir erklären euch, was es mit dieser Art der Impfung auf sich hat.
Unser Immunsystem attackiert eigentlich alles, was es als körperfremd identifiziert: Keime, Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten oder einen Holzsplitter, den wir uns in den Finger rammen. Diese Attacke braucht eine gewisse Zeit, bis sie in voller Stärke läuft und das Immunsystem seine volle Wirkung entfalten kann.
Bei einem Virus muss das Immunsystem zunächst herausfinden, welche Teile des Virus sich besonders für einen Angriff eignen. Dabei können einige Tage ins Land gehen und in dieser Zeit vermehrt sich das Virus in unseren Zellen. Eine Virus kann sich nämlich nicht selber vermehren, es braucht dafür einen anderen Organismus, den Wirt.
Wenn das Immunsystem einmal ein Virus erfolgreich bekämpft hat, kann es sich zukünftig an die Eigenschaften des Virus erinnern, es bildet Gedächtniszellen. Diese Gedächtniszellen sagen bei einer erneuten Begegnung mit dem Virus „Hey, ich hab diesen Blödmann schon mal gesehen“ und starten unverzüglich einen erneuten Angriff.
Impfungen nutzen dieses Prinzip des Immungedächtnisses. Im Grunde geht es beim Impfen immer darum, dem Immunsystem Teile des Virus zu zeigen, damit es Gedächtniszellen bilden kann und dann bei einem echten Angriff schneller reagiert. Bisher verwendete man dafür abgeschwächte Zellen oder Zellbestandteile. Dies ist jedoch zeitaufwendig und nicht geeignet, wenn sehr viele Menschen auf einmal geimpft werden müssen.
Forscher haben sich also nun das SARS-CoV-2 Virus angesehen und ein Protein an der Außenhülle des Virus, ein sogenanntes Spike-Protein, festgemacht, das für einen Angriff sehr gut geeignet zu sein scheint. Mit diesem Protein kann das Virus in die Zellen gelangen, es macht das Virus also infektiöser.
Jedes Virus, so auch SARS-CoV-2 , hat ein Erbgut (RNA / bei manchen auch DNA) in dem die Bauanleitungen für alle Teile des Virus gespeichert sind, so auch für die Proteine der Außenhülle. Die Forscher haben sich also die RNA angesehen und herausgefunden, welcher Abschnitt der RNA dieses Protein der Außenhülle codiert.
In menschlichen Zellen befindet sich ebenfalls Erbgut (die DNA). Wenn in einer Zelle ein bestimmtes Protein hergestellt werden soll, dann wird eine Kopie (mRNA) des DNA-Abschnitts hergestellt, der die Information für dieses Protein beinhaltet. Die mRNA ist quasi ein Botenmolekül, das eine Bauanleitung für ein Protein transportiert.
Die Forscher haben also die RNA Stelle von SARS-CoV-2 isoliert, die die Information für das Protein der Außenhülle beinhaltet und haben daraus eine mRNA Version gemacht. Die Bauanleitung für dieses Protein ist quasi der Impfstoff. Warum?Der Impfstoff beinhaltet also nicht – wie sonst üblich – Teile des Virus selber, sondern die Bauanleitung, wie diese Teile hergestellt werden können. Man wird also nicht mit dem Virus infiziert, man erhält nur die Bauanleitung für die Teile des Virus.
Diese Bauanleitung gelangt nun in unsere Zellen und die Zellen sagen „OK, lass mal sehen. Ja, das bekomme ich hin. Ich beginne mit der Produktion.“ Die Zelle produziert nun die Proteine des SARS-CoV-2 Virus. Die mRNA wird an den Ribosomen (einem Zellorganell) abgelesen und kommt mit der DNA im Zellkern nicht in Kontakt. Die DNA wird also nicht verändert.
Das Immunsystem erkennt nun die neuen Proteine und beginnt unmittelbar mit dem Angriff. Das Immunsystem fährt also quasi hoch und dabei kann es sein, dass wir uns etwas schlapp und müde fühlen, vielleicht sogar leichtes Fieber bekommen. Aber dies sind die Symptome dafür, dass das Immunsystem reagiert. Die völlig ungefährlichen Proteine von SARS-CoV-2 werden also nun attackiert und das Immunsystem bildet Gedächtniszellen, die sich genau merken, wie dieses Protein aussieht und wie man es angreifen und zerstören kann.
Auch die mRNA, also die Bauanleitung für das SARS-CoV-2 Protein wird vom Körper sehr schnell abgebaut. Dies ist völlig normal, denn die mRNA wird immer abgebaut, wenn sie nicht mehr benötigt wird, oft schon nach einigen Stunden. Am Ende bleibt also weder das Protein noch die mRNA übrig. Nur die Gedächtniszellen.
Dann passiert, was irgendwann passieren muss: Das echte SARS-CoV-2 findet seinen Weg in deinen Körper. Dein Körper hatte zwar noch nie Kontakt zu diesem Virus ABER es kennt die Proteine der Außenhülle und startet unmittelbar einen Frontalangriff. Es zerstört das Virus, bevor es sich ausbreiten, vermehren und dich krank machen kann. Herzlichen Glückwunsch, du bist immun gegen SARS-CoV-2 und wirst nicht an COVID 19 erkranken.
Ein kleines Manko gibt es allerdings: Das Virus kann mutieren und seine Proteine so verändern, dass die Gedächtniszellen sie nicht mehr erkennen. Dann kannst du trotzdem erkranken. Das Gute ist jedoch: Langfristig mutieren viele Viren zu harmloseren Varianten, die dann nur noch leichte Erkältungssymptome auslösen. Trotzdem sollten wir auf der Hut sein, denn im Reich der Viren lauern noch zahllose weitere Viren, die uns früher oder später begegnen werden.