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Dufte Sache, diese Pheromone!

Dieses tolle Gefühl: Verliebt sein. Herzrasen und Nervosität. Dauergrinsen und Schmetterlinge im Bauch. Aber halt! Sollte es nicht besser heißen Schmetterlinge in der Nase, denn Liebe geht durch die Nase und wir merken es nicht mal. Dafür verantwortlich ist allein ein Botenstoff in unserem Körper, der weitaus mehr kann, als uns vor Liebe verrückt zu machen. Er heißt Pheromon.

Pheromone sind Sexuallockstoffe, die der menschliche Körper aussendet, um den perfekten Partner zu finden. Sozusagen wie eine Dating-Plattform auf biologischer Basis. Dabei wird zwar nicht auf gemeinsame Hobbys oder Interessen, dafür aber auf die Kompatibilität der Immunsysteme geachtet.

Für die Fortpflanzung ist es nämlich besonders wichtig, dass die Immunsysteme möglichst unterschiedlich sind, so kann bei den Kindern eines Paares ein noch stärkeres Immunsystem erzeugt werden. Nimmt die Frau die Pille, dann kehrt sich dieser Effekt um. Frauen bevorzugen dann Männer mit einem ähnlichen Immunsystem. Da die Pille eine Schwangerschaft vorgaukelt, suchen Frauen einen familienähnlichen Partner, der sie beim Großziehen des Nachwuchses unterstützt.

Die Pheromone befinden sich hauptsächlich im Schweiß eines Menschen, vor allem in dem von Männern. Frauen nehmen diesen Geruch unterbewusst war und wissen intuitiv, ob der Partner zu ihnen passt oder nicht. Der Satz „Den kann ich nicht riechen.“ ist also durchaus wörtlich zu nehmen.

Tatsächlich gibt es sogar Dating-Veranstaltungen, die sich dieses Prinzip zu Nutze machen. Jeder männliche Teilnehmer bringt ein durchgeschwitztes T-Shirt mit und die Frauen dürfen daran schnuppern. Wenn sie sich für das am besten riechende Oberteil entschlossen haben, dürfen sie den Mann dahinter kennenlernen. Liebe auf den ersten Geruch!

Auch unter Frauen sorgen Pheromone für Wirbel. Es wurde sogar wissenschaftlich bewiesen, dass sie dafür sorgen, dass sich die Menstruation zweier Frauen, die viel Zeit miteinander verbringen, z.B. Mitbewohnerinnen oder gute Freundinnen, angleichen, der sogenannte Lee-Boot Effekt.

Fest steht also, dass diese kleinen Moleküle Großes vollbringen können. Die unbewusste Beeinflussung von Menschen.

Diese Macht will sich auch Jean-Baptiste Grenouille, der Protagonist des Buches „Das Parfum“ zunutze machen. Etwas unrealistisch, aber trotzdem mit einem Funken Wahrheit, stellt er Parfum aus toten Frauen und Mädchen her. Sein Ziel? Die Menschen so zu beeinflussen, damit er die unbegrenzte Macht über die Gesellschaft hat. Grenouille selbst versprüht nämlich keinen Eigengeruch, also keine Pheromone, was ihn äußerst unbeliebt macht. Die Menschen haben sogar Angst vor ihm. Deswegen braucht er den Geruch der Mädchen, die er umbringt, um sich selbst anziehender zu machen. Und es funktioniert. Das Parfum, das er herstellt, verschafft ihm solche Attraktivität, das jeder in seiner Umgebung zu benebelt ist, um ihn als das, was er ist, zu erkennen: ein Mörder. Und auch der weibliche Bösewicht Poison Ivy im Film „Batman und Robin“ setzt Pheromone ein, um Männer zu manipulieren.

Es ist natürlich gänzlich ausgeschlossen, dass so etwas wirklich funktioniert, aber über die Macht der Pheromone sind sich auch heute viele Menschen bewusst. Und wir werden öfter von ihnen beeinflusst, als man denkt. In vielen Geschäften nutzt man künstlich hergestellte Pheromone, um Kunden gezielt zu manipulieren. Beispielsweise die Sofaecke, die sich schon seit Wochen keiner mehr angeguckt hat, ein bisschen Pheromon und schon wird sie zumindest eine Kaufoption. Auch in Modegeschäften wird diese Idee schon seit längerem eingesetzt. Ladenketten verwenden auch häufig denselben Geruch in all ihren Filialen, um den Kunden den vertrauten Geruch zu signalisieren. Ob das wirklich funktioniert ist umstritten, aber viele Unternehmen meinen tatsächlich Erfolge feststellen zu können.

Der neueste Kassenschlager ist das „Pheromon in der Flasche“. Künstlich hergestelltes Pheromon, das sich Männer wie Parfum auflegen, um bei den Frauen besonders gut anzukommen. Im Internet gibt es dieses Wundermittel in Fläschchen zu bestellen. Bei einigen Anbietern kann man sogar wählen, wie man auf Frauen wirken möchte. „Manche Pheromone strahlen Dominanz und Überzeugungskraft aus, während andere einen freundlichen Eindruck beim Gegenüber erzeugen und so die Kontaktaufnahmen erleichtern.“ schreibt der online Ratgeber Pheromone-Parfum.de und bietet Erläuterungen der verschiedenen Pheromonsorten, Tipps zur Anwendung und einen Online- Einkaufsratgeber. Die Preise liegen dabei durchaus zwischen 30 und 100 Euro. Da erwartet man doch ein duftes Ergebnis.

Ob das tatsächlich gegeben ist, haben wir getestet. Dazu haben wir einen kleinen Versuch durchgeführt. Wir kauften eine Flasche dieses Sexuallockstoffes, der nach Herstellerangaben die menschlichen Pheromone Androstenone und Androstenol in hochkonzentrierter Form beinhaltet und testeten ihn an den Schülern und Schülerinnen der 10. Klasse. In drei unterschiedlichen Versuchskategorien ließen wir sie jeweils aus vier Optionen eine auswählen.

Zunächst sollten sie sich vorstellen, dass sie sich beim Arzt im Wartezimmer befänden und einen Stuhl auswählen mussten, auf den sie sich setzen würden. Einer der Stühle war natürlich mit den Pheromonen besprüht.

Als nächstes mussten sie sich für ein Stofftier entscheiden. Alle sahen gleich aus und auch hier war eines mit Pheromonen präpariert. Als letztes galt es blind, nur mit dem Geruchssinn, einen von vier Jungen auszuwählen. Natürlich hatten wir auch hier vorher einen mit Pheromonen eingesprüht. Zusätzlich setzten wir bei allen vier ein gewöhnliches Männerdeo ein.

Positiv fiel zunächst auf, dass die Pheromone tatsächlich geruchsneutral sind und nur mit dem Unterbewusstsein wahrgenommen werden können.

Jedoch fiel das Ergebnis ernüchternd aus. In den ersten beiden Versuchskategorien wurden alle vier Optionen gleichermaßen gewählt. Beim „Wartezimmerversuch“ wählte zwar tatsächlich eine leichte Mehrheit den „heißen Stuhl“, aber das schien mehr Zufall als unterbewusste Steuerung. Vielleicht zeigt das aber auch, das Pheromone, die ja eigentlich von Lebewesen abgesondert werden, bei Gegenständen nicht so gut funktionieren, sondern die Frauen eher verwirren. Beim Stofftierversuch konnten wir nämlich auch keine Mehrheit für das „Pheromonstofftier“ begeistern.

Beim dritten Versuch gab es dann eine große Überraschung. Statt dem mit Pheromonen präparierten Probanden „D“ wählten überdurchschnittlich viele „A“, obwohl er nur das ganz normale Deo trug. Auf die Frage warum, antworteten die meisten einstimmig, er habe einfach am besten gerochen. Das stellte uns natürlich vor ein Rätsel. Man kann nur spekulieren, aber wahrscheinlich war der natürliche Pheromonhaushalt bei ihm noch höher als bei dem mit künstlichen Pheromonen behandelten Jungen.

Wir stellen also fest, das Pheromon konnte in unserem Test nicht überzeugen. Ob es im Alltag besser funktioniert, können wir nicht sagen. Vielleicht mag das Pheromon bei dem einem oder anderem Mann das Selbstbewusstsein steigern und so den Flirterfolg erhöhen. Wir sind uns aber sicher, dass unser Körper das mit der Liebe auch schon ganz alleine hinkriegt. Vertraut einfach auf euer Bauch- und Nasengefühl.

Deshalb, an alle Männer da draußen, wenn ihr eine Frau beeindrucken wollt, gebt euer Geld besser für ein paar schöne Blumen aus, als für Pheromone in der Flasche.

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