Schüler suchen ein Zuhause
“Raum ist in der kleinsten Hütte” Dass dieser Vers von Friedrich Schiller nicht immer zutreffend ist, müssen in diesem Schuljahr wieder einmal die Schülerinnen und Schüler des LSGs erfahren. Es herrscht akute Raumnot und so wurde kurzerhand der kleine Sitzungssaal des Rathauses in einen Klassenraum umfunktioniert. Doch wie gehen Lehrer und Schüler mit dieser Situation um und wie sieht die Zukunft des LSGs aus? Unsere Redakteurinnen Lena Steenken und Elvira Stolz haben nachgefragt.
Die vertretende Klassensprecherin der Rathausklasse, Tabea Herzog, beschreibt die Lage der 8a so: „ Es ist keine sehr große Umstellung. Wir haben zwar unseren Klassenraum im Rathaus, aber wir haben dort nicht besonders oft Unterricht. Es ist natürlich schon manchmal doof, weil ausgerechnet wir eine Bläserklasse sind und es somit auch vorkommt, dass wir unsere Instrumente mit ins Rathaus schleppen müssen. Im Allgemeinen sind die Raumwechsel jedoch gut organisiert.“
laurentinews.de: Wie sieht es die Klasse? Fühlt sie sich “abgeschoben” oder wie empfindet sie die jetzige Situation?
„Zuerst haben sich alle gefragt: Warum ausgerechnet wir? Aber inzwischen mögen wir es eigentlich alle dort. Natürlich gibt es Nachteile: Es ist ein weiter Weg, der Raum ist ziemlich klein und die Lehrer verspäten sich etwas. Außerdem müssen wir früher Schluss machen, damit wir den Bus nicht verpassen und wir müssen die ganze Zeit besonders leise sein, damit sich die anderen Personen im Rathaus nicht gestört fühlen. Aber es gibt ja auch Vorteile: Alle finden es eher gut, dass wir einen abgelegenen Raum haben und es ist einfach eine gemütliche Atmosphäre. Es ist etwas Besonderes im Rathaus zu sein.“, erklärt Tabea stellvertretend für die 8a.
Die Englischlehrerin der Klasse, die ihren Unterricht auch oft im Rathaus gibt, beschreibt die Lage wie folgt:
„ Es nimmt schon relativ viel Zeit vom Unterricht weg, immer ins Rathaus zu laufen. Bei einer Unterrichtszeit von fünfundvierzig Minuten sind fünf Minuten zum hin und her laufen schon sehr viel. Der Raumwechsel ist für mich jedoch gut organisiert. Die Tatsache, dass die Schüler im Rathaus leise sein müssen ist eher ein Vorteil, als ein Nachteil. Dennoch sind dadurch Partner- und Gruppenarbeiten nur eingeschränkt möglich.“
Letzten Endes kann dies aber ja keine endgültige Lösung sein, denn was würde passieren, wenn am Ende dieses Schuljahres wieder drei Klassen das LSG verlassen würden und vier neue dazukämen? Darauf und auf weitere Fragen gab unser Schulleiter Reinhard Dreker uns die Antworten.
laurentinews.de: Warum steigt die Zahl der Gymnasiasten so stark an?
Dreker: Es gibt geburtenstarke und geburtenschwache Jahrgänge und wir sind momentan im Bereich des Jahrgangs 5 in der Phase, dass wir geburtenstarke Jahrgänge haben. In der Regel rechnet man damit, dass ein Drittel eines Schuljahrgangs auf das Gymnasium geht. Darüber hinaus entscheiden sich fast 100% der Schüler mit einer Gymnasialempfehlung der Gemeinden Barßel/Saterland für unsere Schule.
Warum erhält das LSG mittlerweile so viel Zuspruch?
Einerseits machen wir durch viel Pressearbeit auf unsere verschiedenen Projekte aufmerksam und andererseits überzeugt unser Leitmotiv „Lebendig Schule gestalten“ viele Eltern. Dazu kommt, dass viele von ihnen einfach kleinere Schulen bevorzugen, weil sie ihr Kind in kleineren Systemen besser aufbewahrt wissen.
Durch die voraussichtliche Vierzügigkeit der neuen fünften Klassen im nächsten Jahr wird der derzeitige Raummangel weiterhin bestehen bleiben, eventuell sogar verschärft. Haben Sie konkrete Lösungsideen?
Der Landkreis weiß, dass der uns zur Verfügung gestellte Sitzungssaal im Rathaus nur ein Provisorium ist und arbeitet bereits an einem Konzept, wie man diese Raumnot bewältigen kann. Sehr wahrscheinlich ist die Einführung von Containern, sogenannten Mobilklassen, die bereits vom Landkreis für das Clemens-August Gymnasium in Cloppenburg gekauft worden sind, dort aber nicht mehr benötigt werden. Der Gedanke, diese Mobilklassen hier bei uns aufzustellen, steht bereits im Raum.
Das wäre ja etwas ganz Neues für unsere Schule. Wo würden diese Container stehen?
Über den Standort hat man sich noch keine konkreten Gedanken gemacht, aber Platz würde eventuell hinter dem Spielplatz oder hinter dem Neubau bestehen, dafür müsste aber wahrscheinlich ein Stück vom Sportplatz oder von der Begrünung weichen. Jedoch kann ich darüber bisher nur spekulieren. Spätestens im Frühjahr muss darüber entschieden werden.
Wie muss man sich das Aussehen dieser Mobilklassen vorstellen?
Die Mobilklassen haben eine Größe von ca. 50-60m². Es ist ein Containerkomplex, der insgesamt vier Klassenräume umfasst. Das heißt, man hätte ab nächsten Sommer noch zwei zusätzliche Räume als Gruppenräume zur Nutzung. Der Komplex an sich ist ein Flachbau, würde auf LKWs angeliefert werden und müsste auf einem Betonfundament aufgesetzt werden. Man bräuchte Versorgungsleitungen, darunter Wasser-und Heizungsrohre, und dabei würden geschätzte zusätzliche Kosten von 200.000€ entstehen.
Welche Klassen würden dann darin untergebracht werden?
Wahrscheinlich würde man dort eher die älteren Jahrgänge, ab Klasse acht aufwärts, unterbringen, da die jüngeren Schüler sich erst einmal mit der Schule und den Lehrern vertraut machen und nicht von Anfang an abgeschirmt werden sollen. Der Aufenthalt in einer Mobilklasse würde sich aber jedes Mal nur auf ein Jahr beschränken.
Das war ein sehr umfangsreiches Interview, das viele unserer Fragen beantwortet hat. Danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben!