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Fahrt zur Hölle – die sieben Todsünden

Die sieben Todsünden sind Euch unbekannt? Da geht es Euch genauso wie mir und das, obwohl ich sie als Katholikin doch eigentlich kennen müsste. Die sieben Todsünden spielen in unserer Gesellschaft scheinbar keine Rolle. Sündigt denn heute niemand mehr oder sind aus mittelalterlichen Verfehlungen inzwischen Tugenden geworden? Begeben wir uns auf eine sündige Spurensuche im Alltag.Die sieben Todsünden sind laut römisch-katholischer Kirche die schlimmsten Sünden, die man begehen kann. Zu ihnen gehören:

Eitelkeit, Habgier, Zorn, Wollust, Völlerei, Neid und Trägheit.

Ein Katalog von Lastern wurde bereits in der frühen christlichen Kirche angelegt. Die heute noch gültige Auflistung der sieben Todsünden wurde von Papst Gregor (circa 540 bis 604)  formuliert. Es heißt, das Begehen der Sünden führt zum ‚zweiten Tod‘, also zur Höllenstrafe.

Denn der Lohn der Sünde ist der Tod…
(Bibel, Römer, 6,23 Teil1)

Was also tun, wenn man eine Todsünde begangen hat? Gibt es einen Weg dem Höllenfeuer zu entkommen? Ja, den gibt es tatsächlich, denn im neuen Testament wird deutlich, dass man, wenn man seine Sünden aufrichtig bereut, beichtet und Gott um Gnade bittet, einem verziehen wird.

                                                                …die Gnadengabe Gottes aber ist ewiges Leben.
(Bibel, Römer 6,23 Teil2)

 

Aber ist nicht jeder Mensch schon mal stolz auf sich gewesen oder wütend? Sind wir jetzt alle Sünder? Müssen wir zur Beichte gehen? Oder gilt das nur in besonders schweren Fällen? Wie ist das mit den sieben Todsünden eigentlich gemeint, das haben wir uns auch gefragt. Deswegen stellten wir unsere Fragen Frau Fickers, der Pastoralreferentin in unserer Gemeinde. Die muss es doch wissen, oder?

 

laurentinews.de: Welche Rolle spielen die sieben Todsünden in der katholischen Lehre?

Frau Fickers: Sie spielen leider keine all zu große Rolle. Dazu sind sie viel zu unbekannt. Selbst ich musste mich erst mal über das Thema informieren als ich um das Interview gebeten worden bin. Früher waren morden oder stehlen sozusagen die Todsünden. Das sind auch die Lehren mit denen ich aufgewachsen bin. Die sieben Todsünden sind sozusagen die neuere Version. Sie wurden ja auch erst lange nach Jesus Tod erstellt.

Finden sie denn, dass sie eine größere Bedeutung in unserer Gesellschaft haben sollten, also bekannter sein sollten?

Ja. Die Frage ist ob man sie als TODsünden bezeichnen kann. Aber Geiz, Neid oder Zorn sind Dinge, die gerade in unserer Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen. Natürlich denkt keiner:

„Oh ist der geizig, der verstößt gegen die sieben Todsünden!“  Aber im Grunde kennt jeder diese Gefühle.

Welche Todsünde ist für Sie das größte Problem in unserer Gesellschaft?

Für mich persönlich ist Geiz ein sehr großes Problem. Man sieht Menschen, die mehr als genug haben und ich sag mal in „Saus und Braus“ leben und trotzdem nicht bereit sind auch nur ein kleines bisschen davon abzugeben. Und man sieht Menschen, die fast gar nichts haben und trotzdem auch noch bereit sind, von dem wenigem was sie haben, etwas abzugeben. Es kommt hinzu, dass es immer mehr Menschen gibt, die wenig haben.

Aber natürlich sind alle Todsünden nicht zu unterschätzen.

Ist es für uns Menschen denn überhaupt möglich völlig sündenfrei zu leben?

Nein, dazu sind wir Menschen. Wir machen Fehler und begehen Sünden, das ist ganz normal. Und dazu ist Gott ja auch da, dazu das er ganz viel Erbarmen mit uns hat und dass man mit allen Fehlern zu ihm kommen kann.

Also wird einem eine Sünde auch wieder verziehen?

Ja, auf jeden Fall. Dafür haben wir in der katholischen Kirche das Bußsakrament der Beichte, in der der Pastor dann ja auch stellvertretend für Jesu antwortet mit : „Ich spreche dich los von deinen Sünden.“ Aber die Beichte ist ein Sakrament, das leider immer mehr ausstirbt. Es wird immer weniger genutzt. Aber man muss die Sünde, die man begeht, ja auch mit seinem Gewissen vereinbaren können. Einige Menschen haben ein sehr großes Gewissen, so nach dem Motto „Ach, das ist ja alles nicht so schlimm“, aber anderen Menschen macht es dann schon noch was aus und die haben dann mit ihrem Gewissen zu kämpfen.

Aber ist es nicht so, dass man die sieben Todsünden im Alltag schwer erkennen kann. Wenn z.B. in der Schule eine Mitschülerin eine bessere Note schreibt als man selbst, dann ist man neidisch, aber man denkt dann ja nicht sofort daran zur Buße zu gehen.

Ja, das ist so. Ich würde aber sagen, dass es erst eine Sünde ist, wenn man etwas bewusst macht um jemanden anderen zu schädigen und nicht wenn man nur in Gedanken neidisch auf jemanden ist. Es wird erst zur Sünde, wen man es auslebt, in diesem Beispiel z.B. anfängt den anderen zu beleidigen oder handgreiflich zu werden.

Was ist dann mit Völlerei und Faulheit, sie schädigen doch keine andere Personen, warum gehören sie zu den sieben Todsünden?

Gott will ja auch, dass es dir selbst gut geht und man gesund bleibt. Und wenn ich mich überfresse oder den ganzen Tag faul auf dem Sofa liege, dann kann das ja nicht gesund sein. Deswegen gehören Völlerei und Faulheit auch zu den sieben Todsünden.

Gibt es einen Unterschied zwischen etwas wirklich bereuen und etwa nur bereuen, weil man Angst vor Gottes Strafe hat ?

Gott straft nicht. Aber ich weiß was du meinst. Ich glaube schon, dass man das erkennen würde, ob jemand es wirklich aus ganzem Herzen bereut oder nicht. Und wenn man es aus ganzem Herzen bereut, dann wird Gott verzeihen. Und wenn ich es nicht ehrlich bereue, dann wird mir auch nicht verziehen. Und auf das Leben bezogen, wenn ich zu jemandem hingehe und mich für etwas entschuldige, dann ist es glaube ich schwer sich so stark zu verstellen. Also ich könnte das nicht.

Beim Thema Sünde geht es ja auch oft um den Begriff Schuld.

Wenn wir im Fernsehen, den Medien, der Werbung und der Presse immer wieder Zorn, Neid und Sexualität zu sehen bekommen, entschuldigt das nicht in gewisser weise unser Verhalten?

Gerade in der Werbung wird man ja auch oft mit Eindrücken überhäuft. Und Menschen lassen sich beeinflussen. Das ist einfach so. Und man muss schon wirklich einen staken Willen und einen stärkeren Glauben haben, um sich davon nicht beeindrucken zu lassen, aber wer hat das heute noch? Und ob man dann noch von Schuld sprechen kann ist die Frage. Denn Schuld ist ein ganz großer Begriff. Es ist nicht klar definiert, wann ich Schuld auf mich lade und wann nicht.

Unser Wirtschaftssystem ist doch darauf ausgelegt habgierig zu sein. Würde es nicht zusammenbrechen, wenn wir alle von einem Tag auf den anderen zu Heiligen werden?

(lacht) Ich glaube das wird nicht passieren. Dazu sind wir Menschen. Ich glaube eher, dass Habgier in der Zukunft noch eine viel größere Rolle spielen wird, als bisher. Leider.

Politiker, Theologen und Medien, alle wollen uns vorschreiben, wie wir zu leben haben. Sind das nicht zu viele moralische Instanzen?

Na ja, in Grunde muss ja jeder selber beurteilen was er gut und was er schlecht findet. Politiker reden ja auch nur von ihrem Standpunkt aus,  jeder muss selber beurteilen ob er diesen Standpunkt teilt. Aber es ist schwer sich seine eigene Meinung zu bilden. Vor allem, wenn man so stark beeinflusst wird. Ich glaube, darum gibt es heute auch so viele Psychologen, die Hilfe anbieten. Sowas gab es früher nicht so häufig.

Wenn sie eine achte Todsünde erfinden müssten, welche wäre das?

Lieblosigkeit. Das würde mir so ganz spontan einfallen. Sie ist mit der Gottes- und Nächstenliebe zwar schon als Gebot festgelegt, aber Nächstenliebe ist glaube ich dass, woran es uns allen noch fehlt. Wenn jeder Mensch seinen Nächsten so akzeptiert wie er ist, dann wäre die Welt um einiges besser. Und wenn man mal so überlegt, ist Nächstenliebe doch auch der Grundbaustein gegen Zorn, Neid, Geiz und alle anderen Todsünden.

Haben sie schon mal eine der sieben Todsünden begangen?

Ja, mit Sicherheit. Da spreche ich mich auch nicht von los und da will ich mich auch nicht ausnehmen. Da kann sich glaub ich keiner von los sprechen. Wie schon gesagt, dazu sind wir Menschen und Menschen machen Fehler. Selbst Theologen und Priester.

Wir danken Ihnen für dieses aufschlussreiche Interview.

1 Kommentar

  1. Die Todsünden stellen sehr erhebliche Charakterschwächen dar. Sie sollen den Menschen auf die gefährlichen Folgen einer dauerhaften Ausübung dieser Schwächen hinweisen, die unweigerlich zur Zerstörung des eigenen Lebensglücks und das anderer Menschen führt. Es sollte Gegenstand einer jeden verantwortungsvollen Erziehung von Kindern und Jugendlichen sein, diesen Zusammenhang zu lehren.

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