Pages Navigation Menu

Wohin du willst – mit dem UniGad durch die Welt

Unsere technische Entwicklung schreitet immer schneller voran. Probleme werden gelöst, neue entstehen. Die Welt, in der wir leben, wird von Jahr zu Jahr globaler. Wie mag sie im nächsten Jahrhundert aussehen?

Es ist sechs Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Wütend kneift Hanna die Augen zusammen. Trotzdem schlägt sie die Decke zurück und setzt sich auf. Denn sie weiß, dass das unangenehme Piepen erst dann aufhören wird, wenn sie mit dem UniGad im Badezimmer ist. Dieses Gerät ist übrigens viel mehr als ein Wecker. Beispielsweise kann Hanna damit alle wichtigen Informationen abrufen: ihren Lebenslauf, Dokumente, Notizen, Geldanlagen… Mit ihm bewegt sie sich fort, kommuniziert, erledigt ihre Arbeit und bestellt ihr Essen. Hanna ist immer erreichbar, sofern sich ein UniGad in ihrer Nähe befindet. Hat jemand anders ihres in der Hand, kann er allerdings nur seine eigenen Personalien abrufen.

Aussehen und Bedienung erinnern an ein Touchhandy aus dem frühen 21sten Jahrhundert. Doch das UniGad kann viel mehr: Mit Zugriff auf Hannas DNA hat es Zugang zu jedem ihrer Gedanken. Selbst vermeintlich Vergessenes kann es problemlos aus ihrem Unterbewusstsein heraufbeschwören. Nichts von ihr geht verloren, alles bleibt vorhanden. Hanna digital.

Nach einer ausgiebigen Morgendusche muss die junge Frau sich anziehen. Als sie mit dem UniGad ihren persönlichen Avatar abruft, erscheint ein täuschend echtes Bild von ihr als Projektion an der Wand. Jetzt kann sie ihren Avatar verschiedenste Outfits tragen lassen. Da das UniGad ihre Vorlieben und Bedürfnisse erkennt, schlägt er ihr für heute ein marineblaues Seidenkleid im Casual Look vor. Es gefällt ihr, allerdings muss sie es noch kaufen. Natürlich hat ihr UniGad den Kaufpreis bereits einkalkuliert, so bestellt Hanna sich das Kleidungsstück ohne auch nur einen Gedanken an Finanzsorgen verschwendet zu haben.

Nun will sie  frühstücken. Nachdem sie von den 20 Gerichten, die ihr das UniGad vorschlägt, das Käse-Tomaten-Omelette auswählt, lässt sie sich von ihrem elektronischen Stylisten typgerecht schminken und frisieren.

Ein Signalton ertönt. Hanna geht zu ihrer Warenluke und findet sowohl ihr Frühstück als auch das bestellte Kleid. In nur zehn Minuten hat ein Fahrstuhl das Kleidungsstück aus Paris, 16000 Kilometer weit transportiert – und es passt wie angegossen: ein Designerstück, das genau ihren Maßen entspricht.

Satt, fertiggestylt und vollständig angekleidet lässt sie nun alle Rollläden hochfahren. Vor ihr zeichnet sich die wunderschöne Unterwasserwelt des Indischen Ozeans ab. Wie jeden Morgen tritt sie an die Glasfront. Direkt vor ihr schwimmt ein Hai vorbei. Hanna sieht dem Tier hinterher, bis es in den Tiefen des Ozeans verschwindet. Als sie ihren Kopf nach rechts dreht, kann sie in der Ferne die Lichter des nächsten Oceanscrapers erkennen. Der Name des Gebäudes rührt daher, dass es im Gegensatz zu einem Skyscraper, nicht in den Himmel sondern an den Meeresgrund reicht.

Die Uhr im Blick geht Hanna schließlich mit dem UniGad ausgestattet in Richtung Fahrstuhl. Im Bruchteil einer Sekunde rast sie 2000 Meter in die Höhe – an die Wasseroberfläche. Vor ihrem Umzug hatte sie mit dem Gedanken gespielt, das Appartement am Meeresgrund zu pachten, ihn jedoch in Hinblick auf den überdimensional hohen Kaufpreis schnell wieder verworfen. Der anfallend hohe Druckausgleich hat, wie auch der atemberaubende Ausblick eben seinen Preis.

Oceanscraper (Foto: Designed by Sarly Adre Bun Sarkum)

An Land zu wohnen, hat Hanna, auch wenn sie dort aufgewachsen ist,  nie in Betracht gezogen. Zwar sind die meisten Schulen und Universitäten nach wie vor dort, doch findet auch das gesamte industrielle Treiben auf dem Erdboden statt. Dank der anfallenden Arbeitsplätze und günstigeren Lebenshaltung ist das Land selbstverständlich auch um einiges dichter besiedelt als das Meer.

Hanna braucht ein wenig Idylle, wenn sie nach Hause kommt. Denn ihr Arbeitsplatz befindet sich schon in den lauten und bunten USA.

Ohne auch nur einen Fuß aus ihrem verglasten Fahrstuhl gesetzt zu haben, ist sie binnen einer viertel Stunde in ihrem Büro in Portland. Als Ingenieurin entwickelt Hanna innovative Fahrstühle, die den Güter- und Personentransport revolutionieren. So trägt sie dazu bei, dass die Welt jetzt so ist, wie sie ist: Mobil.

Jeder Mensch kann fast jeden beliebigen Ort ohne großen Aufwand blitzschnell erreichen und erzeugt dabei Energie, aber keine Emissionen. Er sorgt sogar dafür, dass immer genug regenerative Energien vorhanden sind, um das Weltstromnetz aufrecht zu erhalten. Denn wenn sich abertausende Fahrstühle in  Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, wird in der Luft Wind, und im Wasser Wellen erzeugt. Die Energie, die dabei entsteht, kann wieder in Strom umgewandelt werden. Dafür sorgt Hanna während sie arbeitet.

Die heutige Mittagspause verbringt sie bei ihren Eltern in Hamburg. Um 15.00 Uhr macht sie sich wieder an die Arbeit und reist um die Welt, um sich inspirieren zu lassen, wie sie ihre Fahrstühle verbessern kann. Hat sie ihren Dienst erledigt, macht sie – bevor sie in ihr Appartement zurückfährt – noch einen Abstecher nach London zu ihrer Mentorin Sara. Hannas Eltern hatten die junge Frau damals für die Schulzeit ihrer Tochter  engagiert, weil sie viel Wert auf eine gute menschliche Entwicklung legten. Sie förderte und unterstützte Hanna in jeder Lebenslage: in schulischen und sportlichen wie auch in persönlichen Angelegenheiten. Bis heute halten die beiden engen Kontakt.

Nach einer gemeinsamen Sporteinheit im Central Park kehrt Hanna schließlich erschöpft zurück in ihr Meeresappartement. In ein paar Jahren, das hat sie sich fest vorgenommen, will sie sich auch als Mentorin melden. Doch nun will sie eines noch viel mehr: schlafen.

Sie lässt die Rollläden hinunter und legt sich ins Bett. Mit der letzten Eingabe löscht sie die Lichter, ehe sie ihr UniGad auf den Nachttisch zurücklegt und in freudiger Erwartung auf den nächsten Tag einschläft.

Hanna hat schon eine Menge Orte besucht und die verschiedensten Menschen kennengelernt. Jemanden als ungewöhnlich zu bezeichnen, erscheint ihr beinahe unschlüssig. Schließlich gibt es niemanden, der gewöhnlich ist. Warum sollte man Minderheiten also ausgrenzen? Ihnen Rechte verwehren? Heute kann jeder alle Ziele erreichen. Jedem stehen alle Wege offen. Die Welt ist Stadt geworden. Innovativ, mobil und kompakt.

Dieser Artikel ist ebenfalls auf der vom Goethe-Institut initiierten globalen Schülerzeitung “PASCH-Global” erschienen. Link zum Artikel: http://blog.pasch-net.de/pasch-global/archives/70-Wohin-du-willst-mit-dem-UniGad-durch-die-Welt.html

Titelbild Quelle: Luxatio

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.