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Talente von heute über die Welt von morgen

In diesem Jahr lud das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Reihe von Teilnehmern der jüngsten Bundeswettbewerbe zum „grenzenlosen“  Tag der Talente nach Berlin ein. Ich war dabei.

„Begabungen sind ein Geschenk. Das BMBF hat sich zum Ziel gesetzt junge Talente zu unterstützen. Unsere Gesellschaft blüht auf durch Menschen, die mit ihren Talenten Besonderes leisten, die neue Ideen entwickeln, die Verantwortung übernehmen und die unser Zusammenleben durch Kreativität bereichern.  […] Wir möchten die Ausgezeichneten anspornen, ihre Begabungen weiter zu  entfalten und für die Gesellschaft einzusetzen. […]“ Mit diesen Worten begründete Dr. Anette Schavan, Bundesministerin für Forschung und Bildung, den 7. Tag der Talente.

“The Black Notes” (Foto: Jonas Rube)

Es gibt diverse Schüler- und Jugendwettbewerbe, bei denen begabte Jugendliche sich bewerben können, damit ihr Talent gefördert und ausgezeichnet wird. Die Bandbreite an Möglichkeiten reicht in allerlei Themengebiete hinein: von Theater und Film, über Geschichte, Fremdsprachen, Informatik, Politik und Gesellschaft, Unternehmensgründung, Musik und Umwelt, bis hin zu den Naturwissenschaften und natürlich der Literatur. Doch wissen lange nicht alle begabten Schülerinnen und Schüler von diesen Wettbewerben. Zudem fehlt oft auch der Ansporn sich zu bewerben. Leider bleiben viele Talente so unentdeckt. Denjenigen, die teilnehmen, öffnen sich Türen, von denen sie gar nicht gewusst haben, dass es diese Räume dahinter überhaupt gibt. So ging es mir mit dem Tag der Talente.

Alle teilnehmenden Wettbewerbe beim Tag der Talente

300 Teilnehmer folgender Wettbewerbe wurden vergangenes Wochenende (15.-17.09.2012) in Berlin für ihre  Leistungen geehrt.

Film und Theater:

www.theatertreffen-der-jugend.de

www.up-and-coming.de (internationales Jugendfilmfestival)

Fremdsprachen:

www.bundeswettbewerb-fremdsprachen.de

Informatik:

www.bundeswettbewerb-informatik.de

www.invent-a-chip.de (Wettbewerb rund um Mikro – und Nanoelektronik)

Geschichte:

www.geschichtswettbewerb.de

Literatur:

www.deutschlandradio.de/lyrix (lyrix, Schülerlyrikwettbewerb)

www.treffen-junger-autoren.de

Musik:

www.jmd.info (Bundeswettbewerb Komposition)

www.jugend-jazzt.de

www.jugend-musiziert.org

www.berlinerfestspiele.de/bundeswettbewerbe (Treffen junger Musik-Szene)

Naturwissenschaften:

www.biologieolympiade.de (Auswahlwettbewerb zur internationalen BiologieOlympiade)

www.icho.de (Auswahlwettbewerb zur internationalen ChemieOlympiade)

www.ipho.info (Auswahlwettbewerb zur internationalen PhysikOlympiade)

www.bundeswettbewerb-mathematik.de

www.euso-info.de (Europäische ScienceOlympiade)

www.jiso.info (Internationale JuniorScienceOlympiade)

www.jugend-forscht.de

Politik und Gesellschaft:

www.europaeischer-wettbewerb.de

www.schuelerwettbewerb.de (Schülerwettbewerb zur politischen Bildung)

www.demokratisch-handeln.de

Unternehmensgründung:

www.jugend-gruendet.de

Sport:

www.jtjo.de (Jugend trainiert für Olympia)

Umwelt:

www.bundesumweltwettbewerb.de

Und zu Gast waren wir, acht Preisträger des SPIEGEL-Schülerzeitungspreises 2012. (www.spiegel.de/schuelerzeitungen)

Wir Teilnehmer des 7. Tages der Talente arbeiteten am Zukunftsprojekt ERDE.

Dabei waren unserer Phantasie keine Grenzen gesetzt. Wir wurden dazu angehalten, neue Wege zu gehen und die Welt als Ganzes zu betrachten. Im Fokus stand der Austausch mit anderen interessanten Talenten. Durch die völlig verschiedenen Bekanntschaften konnte man seinen Horizont in andere Bereiche von Wissenschaft und Kultur erweitern, mit denen man sich vorher nicht auseinandergesetzt hatte.

Gemeinsam sollten wir uns überlegen, welche Verantwortung unserer Generation in die Hände fällt. Was für einen Beitrag können wir jetzt schon für die Welt von morgen leisten? Wie lösen wir ihre Probleme?

TIPI (Foto: Jonas Rube)

Nach dem Check-In im Motel One Bellevue begann das Programm mit einem kleinen Stadtrundgang am Schloss des Bundespräsidenten vorbei zum Tiergarten, weiter zum sowjetischen Kriegerdenkmal durch das Brandenburger Tor und zurück zum TIPI am Kanzleramt, dem Hauptveranstaltungsort. Im TIPI wartete ein vielfältiges Programm mit einer Menge Musik, bewundernswerten Wettbewerbsbeiträgen und anregenden Denkimpulsen zu Nachhaltigkeit und Begabtenförderung auf uns Jugendliche. Es sei eine der wichtigsten Aufgaben unseres Landes, Talente zu entdecken, auszubauen und zu fördern. So sollten die Wettbewerbe der Gesellschaft zeigen, wie wichtig die Förderung junger Menschen für Deutschland sei. Den Jugendlichen würden sie zu mehr Selbstvertrauen und Ehrgeiz verhelfen, und dadurch ihre Persönlichkeit stärken.

Beim „Markt der Möglichkeiten“ präsentierte sich eine Reihe von Stiftungen zur Begabtenförderung, sodass die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, sich über verschiedenste Stipendien zu informieren.

 

Am Sonntag durften wir alle an einem von 15 Workshops teilnehmen. Die Welt wurde aus vielen verschiedenen Blickwinkeln betrachtet: Einige Seminare behandelten das Thema Umweltschutz, es gab jedoch auch die Möglichkeit, bei der Produktion eines Kurzfilms über den Tag der Talente oder eines Radiobeitrags mitzuwirken, Theater zu spielen oder an Planspielen wie zum Beispiel dem zur Wirtschafts- und Finanzpolitik im Euroraum teilzunehmen. Meist hörten sich die Titel und Inhalte der Workshops zunächst recht trocken und fad an, doch bringen die Rückmeldungen der Teilnehmer das Gegenteil zu Tage. Zum größten Teil wurde praktisch gearbeitet, außerdem bestand jeder Workshop aus einer bunten Mischung an Talenten, sodass spannende neue Kontakte geknüpft werden konnten, die gemeinsam versuchten Lösungen für die Probleme in unserer Welt zu finden.

Zukunftswerkstatt

Ich persönlich habe in der Zukunftswerkstatt mitgearbeitet. Wir beschäftigten uns mit dem gläsernen Menschen. Wie können wir ihm sein Recht auf Datenschutz zurückgeben? Bevor wir uns der Antwort auf diese Frage widmeten, fand am Morgen eine kleine Vorstellungsrunde statt. Im Stil unserer Disziplin hatte jeder eine Minute Zeit sein Social Network Profilbild auf Papier zu skizieren. Anschließend wurde erzählt, wie das Foto entstanden ist und welchen Hintergrund es hat. Dieser Einstieg sorgte gleich für eine aufgeheiterte Atmosphäre, bei der wir in drei Schritten versuchten, eine Strategie zu entwickeln, wie man die Welt ein kleines Stück weit verbessern kann.

Bundespresseamt (Foto: Jonas Rube)

Nachdem wir alle unsere Beschwerden und Sorgen geäußert und geordnet hatten, sollten unsere negativen Erfahrungen im zweiten Schritt ins Positive umgewandt werden. In Gruppen von je sechs Personen sollte ein utopischer Planet erdacht und visuell dargestellt werden. Meine Gruppe verlor sich schnell in nicht enden wollenden, irrsinnig spannenden Diskussionen, sodass unserer Lösung jedoch leider die entopischste, also realistischste Version eines utopischen Planeten präsentierte. Während die beiden anderen Arbeitsgruppen, einen perfekten, selbstlosen Menschen wie aus dem Bilderbuch präsentierten, der im Einklang mit der Natur lebt, sich emissionslos von Sonnenlicht ernährt und dank Teleportation überhaupt keine sozialen Netzwerke mehr nötig hat, wollten wir zur Erreichung unserer Ziele (mehr Face-To-Face-Kommunikation, Schutz vor Datenmissbrauch, etc.), nicht den Menschen, sondern die Rahmenbedingungen verändern, sprich das Bildungswesen reformieren und die Justiz verschärfen. (Interessant daran ist, dass Mobilität und damit verbunden auch direkte Kommunikation in unserer Welt zwar ebenfalls durch Beamen erreicht, auf Facebook und Co. aufgrund ihrer Vorzüge jedoch nicht vollständig verzichtet werden soll. Der aufgeklärte, verantwortlich erzogene Mensch soll stattdessen eine optimale Nutzungsbalance von Social-Media finden.) So hatte unsere Utopie quasi schon das Mauergerüst für die Ergebnisse der letzten Workshop-Phase gebaut, die die erste und zweite miteinander verband: Was kann von unseren utopischen Vorstellungen konkret umgesetzt werden?

Nach einer „Besinnlichkeitsrunde“ bildeten sich neue Gruppen, in denen gemeinsam ein Weg gefunden werden sollte, so viel Utopie wie möglich in die Wirklichkeit zu bringen. Alles in allem entschied sich die gesamte Werkstatt für drei Punkte, an die angeknüpft werden soll, um dem virtuell gewordenen Menschen wieder menschliche Werte zu vermitteln und seine Privatsphäre zu wahren: Zuallererst muss eine einheitliche Rechtsgrundlage geschaffen werden, was Datenmissbrauch anbetrifft. Im nächsten Schritt sollen Kinder in der Schule frühestmöglich über Gefahren der virtuellen Welt aufgeklärt werden. Ein verantwortungsvoller Umgang mit der medialen Kommunikation muss gelernt sein, damit die Virtualität nicht die Überhand über den Menschen ergreifen kann. Was spräche dagegen, Medialpädagogen auszubilden und einzusetzen, wo doch die Notwendigkeit heutzutage besteht? Die technische Weiterentwicklung wird vorangetrieben und das ist auch gut (und im Übrigen unser letzter Lösungsansatz). Auf der einen Seite kann nämlich nur so die Mobilität des Menschen gesteigert werden. Auf der anderen sollen Innovationen die Datensicherheit erhöhen und die Transparenz vermindern. So kann und wird der Mensch wieder realer und sicherer leben.

In der Fotobox…

Ich muss leider sagen, dass unsere Ergebnis-Präsentation am Abend im TIPI nicht gerade zu den  fesselndsten Darbietungen zu zählen ist, doch hat der Workshop mir eine Menge Spaß gemacht. Nicht die Faszination an den Erkenntnissen war es, die mich gepackt hatte – es war das anheizende Diskutieren mit völlig fremden Leuten, die vollkommen andere Interessen haben. Kaum zu glauben, dass während der Workshop-Phasen schon eine Vielzahl an lustigen Insidern entstanden und Gespräche in die Essenspausen hinein durch die späte Abendveranstaltung und bis in die Hotelräume hineingetragen und nicht beendet werden wollten.

An diesem Tag hatte ein Klimawandel stattgefunden. Das polare Klima war dem angenehm gemäßigten gewichen. Die Veranstaltung war nicht mehr steif und anonym, sondern ein Ort, an dem nette Leute wie ganz selbstverständlich auf fremde zugingen. Zu schade, dass die meisten am nächsten Tag abreisen würden. Warten wir darauf, dass ein Weg gefunden wird, Teleportation möglich zu machen, damit die Talente sich so schnell wie möglich wiedersehen und gegenseitig inspirieren können. Finden WIR den Weg! Und bis dahin muss wohl noch das gute alte Soziale Netzwerk als Kommunikationsmittel dienen. Ein Hoch auf die Monopole!

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