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Verrückte Weihnachten – Was macht der Pudding an der Decke?

Ein mit Lametta überladener Tannenbaum, Kartoffelsalat mit Würstchen und der Besuch der Kirche an Heilig Abend sind für uns typische Weihnachtstraditionen. Doch wie sieht es im Rest der Welt aus? – Hier ein paar der kuriosesten Weihnachtsbräuche weltweit.

 Telefon Dating

In Russland wird Weihnachten auch schon mal zur Partnersuche genutzt.
(Quelle: pixabay / gemeinfrei)

In Russland wird Weihnachten erst am 7. Januar gefeiert und dann ist auch die Zeit der Singledamen gekommen. Denn ab dem 6. Januar wird 12 Tage lang ein zukünftiger Ehemann gesucht. Unter anderen werden wahllos unbekannte Nummern ins Telefon getippt und angerufen. Der erste Mann, der diesen Anruf annimmt, soll dann der Zukünftige sein. Vielleicht für den einen oder anderen ein Grund, das Telefon nicht aus den Augen zu lassen.

Die Loksa als Ernteorakel

Was macht der Pudding an der Decke? – Diese Frage stellt man sich in der Slowakei an Weihnachten häufiger. (Quelle: pixabay / gemeinfrei)


Man hat den meisten von uns gepredigt, dass man mit dem Essen nicht spielen soll, doch in der Slowakei sieht das zu Weihnachten etwas anders aus. Hier wird die “Loksa”, eine Art Pudding, zum Nachtisch des Weihnachtsessens serviert. Im ländlichen Raum ist es Brauch, dass der Herr des Hauses einen Teil der “Loksa”, mit Hilfe eines Löffels, an die Decke katapultiert. Die Familie muss nun gespannt warten und hoffen, dass so wenig des Nachtischs wie möglich seinen Weg zurück auf den Tisch findet, denn es wird als Zeichen für eine gute Ernte im neuen Jahr gedeutet, wenn nur wenig der “Loksa” wieder runter tropft.

Karpfen nicht nur auf der Pfanne

In Tschechien überlebt manch ein Karpfen die Weihnachtstage. (Quelle: pixabay / gemeinfrei)

Der Karpfen ist in Tschechien eine gerne gesehene Speise am Weihnachtstisch, weshalb er zur Weihnachtszeit auf vielen Märkten noch lebend verkauft wird. Doch er wird nicht nur gegessen:
Ein alter Brauch will, dass man sich ein oder zwei Schuppen des Tieres als eine Art Glücksbringer ins Portmonee legt, damit einem das Geld im Laufe des nächsten Jahres nicht ausgeht. Auch wird traditionell  einige Tage vor dem Festessen ein Karpfen besorgt, der dann das „Vergnügen“ hat, die Tage bis zum Weihnachtsfest in den Badewannen oder in vor den Häusern stehenden Fässern der Familien umher zu schwimmen, wo er dann umsorgt wird. Oft holen sich Familien auch einen Karpfen, um ihn in der Badewanne schwimmen zu lassen und ihn anschließend zusammen mit den Kindern in einem Teich wieder frei zu lassen.

Die Geburtsstunde des Lamettas

Menschen mit Spinnenphobie sollten Weihnachten nicht unbedingt in der Ukraine feiern.
(Quelle: wikipedia / Erika Smith / CC BY-SA 3.0)

Bei uns sind es meist bunt glitzernde Kugeln oder Lametta, die unseren Tannenbaum schmücken, was in der Ukraine aber am Baum nicht fehlen darf, lässt wahrscheinlich so einige erschaudern. Hier kommen zum Teil Spinnen und Spinnennetze als Baumdeko zum Einsatz (jedoch nur künstliche), weil man dem Finden von ihnen am Weihnachtsmorgen Glück nachsagt. Dieser Brauch lässt sich auf ein altes Märchen zurückführen: Eine arme Frau, die sich keinen Baumschmuck leisten konnte, findet am Weihnachtsmorgen ihren Baum umhüllt von  Spinnennetzen wieder, die wegen des Sonnenlichts golden glitzern. Eine etwas andere Version besagt, dass das Jesuskind, aus Mitleid zur alten Dame, die Netze in goldene und silberne Schnüre verwandelte. Man sieht in dieser Legende auch die Geburtsstunde des Lamettas.

„Der Caganer“ -kleiner Scheißer

Der Caganer in einer spanischen Weihnachtskrippe
(Bild: wikipedia / Slastic / gemeinfrei)

Maria, Josef, die Heiligen Drei Könige und das ChristKind sind Figuren, die man bei uns an jeder Krippe findet. Doch bei den Spaniern sitzt da noch eine ganz besondere Figur mit bei und zwar der “Caganer”. Hierbei handelt es sich um eine bäuerlich gekleidete Figur, die mit heruntergelassenen Hosen ihr Geschäft verrichtet. Diese ist auch in den Kirchen ganz einfach zu finden, obwohl es früher so war, dass die Figur erst gesucht werden musste und sie nicht nur dem Krippen Erbauer, sondern auch dem Finder Glück bringen sollte. Er hat aber auch noch eine weitere Funktion als Glücksbringer, denn der Haufen, den er verrichtet, ist ein wichtiger Dünger und steht für den Kreislauf des Lebens. So soll die Erde der Krippe auf das kommende Jahr vorbereitet werden. Der klassische “Caganer” ist auch in vielen Märkten Spaniens oder im Internet auch als Form eines Politikers oder Prominenten, wie zum Beispiel Donald Trump, Angela Merkel usw. zu erhalten. Selbstverständlich auch mit einem gut sichtbaren Haufen unter ihnen. Jedoch wird dies nicht mehr als Spott oder Beleidigung, sondern als Ehre angesehen, als „Caganer“ erhältlich zu sein.

Freie Bahn

In Venezuela werden an Weihnachten auch gerne mal die Rollschuhe angezogen (Bild: pixabay / gemeinfrei)

In Venezuela, der Hauptstadt Caracas, findet eine Messe statt, zu der jährlich viele tausende Menschen pilgern, jedoch nicht so, wie man es sich vorstellt wie beispielsweise mit dem Auto oder mit dem Flugzeug, sondern mit Rollschuhen. Um die Sicherheit der vielen Rollschuhfahrer zu gewährleisten, werden an dem beliebten Event vom 16-24. Dezember sogar die Straßen Venezuelas abgesperrt.

„Cagatió“

Bekommt an Weihnachten in Spanien ordentlich was auf die Mütze: der Cagatio.
(Quelle: wikipedia / Toniher / CC BY-SA 3.0)

Eine weitere Tradition der Spanier: Der unterm Weihnachtsbaum sitzende „Cagatió“. Der Name „Cagatió“ setzt sich aus den Wörtern „cagar“-kacken/ausscheiden und „tio“-Stamm zusammen, was das ganze schon ziemlich gut beschriebt, da es sich hier um eine meist selbstgebaute Figur, bestehend aus einem kleinem Holzstamm mit aufgemaltem Gesicht und einer roten Mütze, handelt. An dieser ist eine Art Beutel befestigt, der ab dem 8.Dezember gefüllt wird, indem der Holzstamm von den Kindern bis zum Weihnachtsabend mit Süßigkeiten gefüttert wird. Am Weihnachtsabend kommt es dann zu „Cagatiós“ großem Auftritt, denn die Kinder bewaffnen sich mit einem Stock und schlagen nacheinander auf seinen Rücken ein, um ihm beim ausscheiden zu helfen. Ob er alles „ausgeschieden“ hat, merken die Kinder an einem Stück Kohle, das anzeigt, dass sie mit „Cagatió“ fertig sind. Während sie auf ihn einschlagen, müssen Lieder von den Kindern gesungen werden und erst nachdem sie zu Ende gesungen haben, dürfen sie die Ausscheidungen, bei denen es sich meist um Süßigkeiten, Nüsse oder andere Kleinigkeiten handelt, entgegennehmen. Die Tradition hat einen nicht ganz so offensichtlichen heidnischen Ursprung, der darin liegt, dass am Weihnachtstag früher ein Holzstamm verbrannt wurde, von dem ein paar Kohlestücke behalten wurden, die die Besitzer des Hauses vor Unheil beschützen sollten.

Nichts für Langschläfer

Nichts für Morgenmuffel ist Weihnachten im Kosovo.
(Quelle: pixabay / gemeinfrei)

In Kosovo ist es ein Brauch, dass ein Familienmitglied um 4 Uhr morgens am Heiligabend aufstehen muss, um vier kleine Äste von einem Nussbaum abzuscheiden. Diese werden Abends schräg abgeschnitten, um sie anschließend mit Raps, Bohnen, Käse, Schnaps und Wein zu bestreichen und dann zu einem Kreuz zusammenzubinden. Danach verlässt um 21 Uhr die gesamte Familie, bis auf den ältesten Mann, das Haus. Diesen fragt man dann, ob er den Besuch mit dem Kreuz, mit den von Gott gemachten Lebensmitteln, hineinlässt. Üblicherweise wird der Besuch herzlich willkommen geheißen. Anschließend gibt es das Weihnachtsessen ,das meistens aus Fisch, Bohnen, Wein und einer Kürbis Pite besteht. Am ersten Weihnachtstag  steht dann die gesamte Familie um 5 Uhr morgens auf und begibt sich, nachdem frisches Brot gebacken wurde, mit diesem und einer Flasche Wein in den Garten, wo dann der Großvater bzw. der älteste Mann der Familie einen Kranz aus Stroh um die Familie legt, sowie auch ein Kreuz in der Mitte aufstellt, woraufhin gebetet wird. Nach dem Gebet wird Feuerwerk abgefeuert.

Auch wenn uns einige Bräuche anderer befremdlich und skurril vorkommen, ist es doch wahrscheinlich für alle das Wichtigste, das Fest der Liebe glücklich und friedlich mit seinen Liebsten zu verbringen, ganz egal ob mit oder ohne besonderen Weihnachtsbräuchen.

Text und Recherche: Emely Buchsmann

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